
Die Probleme von Landwirten mit psychischen Erkrankungen, insbesondere mit Depressionen und dem Suizidrisiko, stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Karen Hendrix, einer Psychiaterin, die sich auf diese Thematik spezialisiert hat. In ihrer Praxiserfahrung hat Hendrix festgestellt, dass es im deutschen und österreichischen Raum kaum verlässliche Daten zu Suiziden unter Landwirten gibt. Dies ist bemerkenswert, da sie berichtet, dass jeder Landwirt etwa drei andere Landwirte kennt, die Suizid begangen haben. Die Thematik bleibt oft politisch sensibel und wurde lange Zeit ignoriert, obwohl die Herausforderungen des bäuerlichen Lebens beträchtlich sind. Hendricks eigene landwirtschaftliche Ausbildung ermöglicht es ihr, die Belastungen besser zu verstehen. Sie arbeitet an der Psychosomatischen Fachklinik im bayerischen Simbach am Inn und hat dort die „Grüne Gruppe“ gegründet, eine psychotherapeutische Gesprächsrunde speziell für Landwirte.
Die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft sind ein entscheidender Faktor für die psychische Gesundheit der Beschäftigten. In einer Untersuchung konnte festgestellt werden, dass bis zu 50 % der Landwirte und landwirtschaftlichen Arbeitskräfte mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten. Solch hohe Arbeitsstunden führen zu Stress, Angstzuständen und Brennausfällen. So leidet jeder vierte Landwirt in Irland an Burnout, während in Frankreich ein Landwirt alle zwei Tage sein Leben selbst beendet. Diese Tragödien verstärken den Eindruck, dass das Leben eines Landwirts zu den gefährlichsten Berufen in Europa gehört, was die Anzahl der tödlichen Unfälle in der Landwirtschaft im Jahr 2021 weiter belegt. Wie agrarheute.com feststellt, stellen selbstständige Landwirte den Großteil der Arbeitskräfte, wobei 93 % der EU-Betriebe Familienbetriebe sind. Hier leisten Familienmitglieder oft mehr als die Hälfte der Arbeitslast.
Psychosoziale Risiken in der Landwirtschaft
Die europäischen Studien, die die psychosozialen Risiken für Landwirte untersuchen, haben bei zahlreichen Beteiligten im Sektor eine Vielzahl von Stressfaktoren identifiziert. Zu den häufigsten Problemen zählen soziale Isolation und eine hohe Arbeitsbelastung, die durch den zunehmenden Verwaltungsaufwand in der Landwirtschaft verstärkt werden. Wie OSHA berichtet, besteht ein dringender Bedarf an politischen Maßnahmen, um diese Risiken anzugehen und gleichzeitig das Stigma bezüglich psychischer Gesundheit abzubauen. Zudem wurde die Notwendigkeit betont, die Arbeitsbedingungen in landwirtschaftlichen Betrieben zu verbessern und internationale bewährte Praktiken zum Schutz der Arbeitnehmer zu präsentieren.
Die Problematik wird inzwischen ernster genommen, und Fachleute wie Hendrix spielen eine wesentliche Rolle dabei, das Bewusstsein für die psychischen Gesundheitsbedürfnisse von Landwirten zu schärfen. Es ist von herausragender Bedeutung, nicht nur die körperlichen, sondern auch die psychischen Risiken im Agrarsektor aktiv zu adressieren, um die Lebensqualität der Landwirte nachhaltig zu verbessern. Hendrix zeigt auf, dass häufig Hoffnungslosigkeit die Hauptursache für die verzweifelten Entscheidungen von Landwirten ist. Ein stärkerer Fokus auf die psychische Gesundheit könnte dazu beitragen, das Leben vieler Landwirte zu retten und die Bedingungen in diesem essenziellen Berufsfeld zu verbessern.