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Armutsalarm in London: Jedes 21. Kind lebt in Notunterkünften!

In London leben 183.000 obdachlose Menschen, darunter viele Kinder, die unter gravierenden Mangelernährungsproblemen leiden. Steigende Mieten und fehlende Sozialwohnungen verschärfen die Krise täglich.

Inmitten der schillernden Kulisse Londons, einer der reichsten Städte der Welt, entfaltet sich eine alarmierende Realität: die Obdachlosigkeit hat Rekordhöhen erreicht. Laut Tagesschau leben derzeit rund 183.000 obdachlose Menschen in Notunterkünften wie Hostels und Hotels. Dies bedeutet, dass etwa einer von 50 Londonern von Wohnraumproblemen betroffen ist, während immer mehr Familien ihr Zuhause verlieren.

Die dramatische Situation in London ist besonders für Kinder besorgniserregend. Schätzungen zufolge leben 83.000 Kinder in diesen vorübergehenden Unterkünften, was der Anzahl von einem Kind in jeder Londoner Klasse entspricht. Der Anstieg der Obdachlosenzahlen geht Hand in Hand mit einem alarmierenden Anstieg von gesundheitlichen Problemen, darunter Vitamin-D-Mangel und Rachitis. Die Kinderärztin Monica Lakhanpaul macht auf diese Verhältnisse aufmerksam, die mit dem erhöhten Stress und der Mangelernährung in Verbindung stehen.

Steigende Zahlen und gravierende Folgen

Die Corona-Pandemie und die aktuell steigenden Lebenshaltungskosten haben die Lage nachhaltig verschärft. Zwischen April 2022 und April 2024 hat sich die Zahl der Familien in Notunterkünften mehr als versechsfacht. Über einen Zeitraum von fünf Jahren stieg die Anzahl der Menschen in temporären Unterkünften laut BBC um schätzungsweise 5.400. Einige Familien leben sogar mehr als sechs Wochen in Notunterkünften, was sich verzehnfacht hat.

Die Folgen dieser Entwicklung sind verheerend: Im Jahr 2022 verzeichnete der NHS rund 400 Kinder mit Rachitis, und die kinderärztliche Vernachlässigung zeigt sich auch in einem Anstieg der Mangelernährung, einschließlich der Vitaminmangelkrankheit Skorbut. Ein düsterer Trend ist auch der, dass zwischen 2019 und 2023 mehr als 50 Kinder und Babys in temporären Unterkünften in England verstarben.

Kampf um bezahlbaren Wohnraum

Ein Hauptfaktor, der zur Obdachlosigkeit beiträgt, ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Die Mieten in London steigen unreguliert – achtmal schneller als die Gehälter. Im Durchschnitt zahlen Londoner etwa 1.500 Pfund monatlich für eine Unterkunft. Einzelne Bezirke im Stadtgebiet geben mittlerweile über fünf Millionen Euro pro Tag für temporäre Unterkünfte aus, während sich 30.000 Wohnungen mehrere Monate leerstehend befinden. Die Kommunen, die durch Sparmaßnahmen unter Druck stehen, sind unfähig, ausreichend neuen Wohnraum zu schaffen, um die steigenden Bedarfe zu decken.

Rosie Walker, eine Mieterin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der London School of Economics, ist ein Beispiel für die Herausforderungen, mit denen viele Londoner konfrontiert sind. Trotz ihrer akademischen Qualifikationen lebt sie in einer Wohngemeinschaft und steht seit acht Jahren auf der Warteliste für eine Sozialwohnung, ohne Aussicht auf Erfolg. Sie und andere Bewohner haben die Let-Down-Kampagne gestartet, um auf die missliche Lage des Wohnungsmarktes aufmerksam zu machen und fordern unter anderem die Abschaffung von Maklergebühren.

Politische Reaktionen und Versprechen

Die politische Reaktion auf die Krise lässt zu wünschen übrig. Premierminister Keir Starmer hat den Bau von 1,5 Millionen neuen Häusern in Großbritannien versprochen, doch bleibt die Umsetzung unklar. Ein Sprecher des Ministeriums für Wohnungsbau kündigte 350 Millionen Pfund für die Obdachlosenpräventionshilfe an, jedoch bleibt abzuwarten, ob dies ausreicht, um den sich zuspitzenden Problemen zu begegnen.

Die Obdachlosigkeitskrise in London ist nicht nur eine humanitäre Herausforderung, sondern auch ein dringendes politisches Problem, das entschlossene Maßnahmen und Lösungen erfordert, um die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft zu schützen und eine drohende Katastrophe abzuwenden. Die Koalition aus steigender Armut, mangelndem Wohnraum und ansteigenden Gesundheitsproblemen muss dringend angegangen werden, bevor der Teufelskreis noch weiter zuschlägt.

Referenz 1
www.tagesschau.de
Referenz 2
www.bbc.com
Referenz 3
taz.de
Quellen gesamt
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