
Die Kölner Polizei erhielt bereits Ende 2023 einen Hinweis auf eine mögliche Anschlagsdrohung durch den späteren Attentäter von Magdeburg. Diese Informationen wurden am 23. Januar 2025 vom NRW-Innenminister Herbert Reul im Innenausschuss des Landtags offengelegt. Der Hinweis stammte von der Vorsitzenden eines Kölner Flüchtlingsvereins, die im Dezember 2023 alarmiert hatte.
Auf diese Warnung hin informierte der Staatsschutz NRW den zuständigen Staatsschutz in Sachsen-Anhalt. Der mutmaßliche Täter, ein Arzt aus Saudi-Arabien, war als psychisch auffällig bekannt und hatte in der Vergangenheit zahlreiche Anzeigen gegen die Vereinsvorsitzende erstattet. Im Juli 2024 gab es zudem eine weitere Warnung, die jedoch nicht weitergeleitet wurde. Reul betonte, dass diese Weiterleitung erforderlich gewesen wäre, und die Polizei in Köln plant nun eine umfassende Nachbereitung dieser Vorfälle.
Vorangegangene Ermittlungen und Gefährderansprache
Im September 2023 wurde auf Anordnung der Kölner Staatsanwaltschaft eine Gefährderansprache in Sachsen-Anhalt durchgeführt. Diese Maßnahme war Folge von insgesamt elf Ermittlungsverfahren, die seit 2011 gegen den Täter anhängig sind. Er hatte zeitweise in Düsseldorf und Bochum gelebt, bevor er in Magdeburg einen verheerenden Anschlag verübte.
Der Attentäter raste am Weihnachtsmarkt in Magdeburg kurz vor Heiligabend in eine Menschengruppe. Bei diesem Vorfall starben sechs Menschen, darunter ein neunjähriger Junge, und nahezu 300 weitere Menschen wurden verletzt. Der Arzt aus Bernburg, der seit 2006 in Deutschland lebt und 2016 Asyl als politisch Verfolgter erhielt, befindet sich seither in Untersuchungshaft.
Konflikte und Vorwürfe
Zusätzlich zu den Anschlagswarnungen gab es auch Berichte über Konflikte des Täters mit den Mitgliedern des Flüchtlingsvereins. Ein Vorstandsmitglied der Kölner Flüchtlingshilfe wurde von ihm wegen angeblicher Untreue angezeigt. Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer von der Kölner Staatsanwaltschaft führt Ermittlungen über den Schriftverkehr mit dem 50-Jährigen. Ein früheres Schreiben vom 30. März 2023 ergab, dass keine Ermittlungen eingeleitet werden, da keine Anhaltspunkte für die behauptete Untreue gefunden wurden.
Die Situation eskalierte weiter, als der Täter eine Spende von 500 Euro an den „Zentralrat der Ex-Muslime“ tätigte und diese zwei Tage später zurückforderte. Nach der Rückzahlung kam es zu beleidigenden und bedrohlichen Mails an den Zentralrat, wie in einem Bericht des „Spiegel“ hervorgeht.
Diese Vorfälle werfen ein Schlaglicht auf das komplexe Zusammenspiel von psychischen Erkrankungen, wie sie auch bei Flüchtlingen auftreten können, und der Notwendigkeit, potenzielle Gefahren rechtzeitig zu identifizieren und entsprechend zu handeln. Nähere Informationen zu psychischen Erkrankungen bei Flüchtlingen sind auch in einem Standpunkt der BPtK zu finden.
Insgesamt ist die Situation eine tragische Erinnerung daran, wie wichtig präventive Maßnahmen und ein sorgfältiger Umgang mit gefährlichen Hinweisen sind.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte: t-online, WDR und BPtK.