
In einem besorgniserregenden Vorfall in der Pflegebranche wird einer Medizinerin aus der Region Döbeln vorgeworfen, eine Heimbewohnerin im Burgstädter Umland körperlich angegriffen und beleidigt zu haben. Der Vorfall, der nun rechtliche Konsequenzen nach sich zieht, ereignete sich am 14. Dezember 2023 in einer Pflegeeinrichtung, wo die betroffene Frau, die an Demenz erkrankt ist, untergebracht war. Wie Sächsische.de berichtet, musste die Heimbewohnerin aufgrund eines aggressiven Zustands auf Anraten ihres Hausarztes von der geriatrischen Psychiatrie in Chemnitz in die Pflegeeinrichtung verlegt werden.
Nach den Vorwürfen alarmierten der Rettungsdienst und ein Notarzt die zuständigen Stellen, um die Rückverlegung der Frau zu organisieren. Die 38-jährige Notärztin, die nun wegen Körperverletzung in Tateinheit mit Beleidigung vor dem Amtsgericht Döbeln angeklagt ist, wird beschuldigt, der Pflegebedürftigen ein Beruhigungsmittel verabreicht zu haben. Zudem soll sie ihr den Mund und die Nase zugehalten und die Frau anschließend zweimal mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen haben, was zu Rötungen und Kratzern führte. Die Ermittlungen bestätigen, dass die Medizinerin die betroffene Person zudem mit beleidigenden Ausdrücken wie „Halt die Fresse, du Teufel“ beschimpft haben soll.
Auswirkungen von Gewalt in der Pflege
Die Vorfälle in dieser Pflegeeinrichtung werfen ein Licht auf das größere Problem der Gewalt in der Pflege. Daten aus einer Befragung von Pflegekräften in Hessen und Nordrhein-Westfalen im Jahr 2018 zeigen, dass 72 % der befragten Pflegekräfte Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen anwendeten. Problematisch ist auch, dass ingenäherend 80 % der Pflegekräfte in den letzten 12 Monaten selbst Opfer von Gewalt geworden sind. Gewalt in der Pflege umfasst physische und psychische Übergriffe, welche sowohl von Mitarbeitern gegenüber Pflegebedürftigen als auch in umgekehrter Richtung ausgehen können. Forum Verlag hebt hervor, dass die WHO Gewalt als den absichtlichen Gebrauch physischer oder psychischer Macht definiert, der zu Verletzungen oder psychischen Schäden führen kann.
Rechtliche Konsequenzen für Pflegekräfte können schwerwiegend sein. Gemäß Rechtsanwalt Pflegedienst müssen Pflegeeinrichtungen und deren Mitarbeiter ernsthaft mit den rechtlichen Folgen konfrontiert werden, die sich aus Vorwürfen der Körperverletzung und anderen Misshandlungen ergeben können. Die Einleitung von Todesermittlungsverfahren wird beispielsweise initiiert, wenn die Todesursache eines Patienten als ungeklärt oder unnatürlich eingestuft wird. In solchen Fällen sind auch umfassende Vernehmungen des Pflegepersonals sowie Durchsuchungen der Einrichtung zur Beweissicherung nicht unüblich.
Prävention und rechtliche Grundlagen
Die Statistiken belegen den dringenden Bedarf an präventiven Maßnahmen gegen Gewalt in der Pflege: 80 % der Pflegekräfte berichteten von verbaler Aggressivität, und 70 % erlebten körperliche Gewalt. Die Ursachen für solche Übergriffe sind vielfältig, einschließlich Überlastung des Personals und herausforderndem Verhalten von Patienten. Forum Verlag empfiehlt, die Frustrationstoleranz und Kommunikationsfähigkeiten der Pflegekräfte zu stärken, um solche Vorfälle zu vermeiden.
In diesem speziellen Fall folgt nun ein Gerichtsverfahren, das nicht nur über das Schicksal der beschuldigten Medizinerin entscheiden wird, sondern auch über die allgemeine Wahrnehmung von Gewalt und Misshandlung in Pflegeeinrichtungen im gesamten Land aufschlussreiche Erkenntnisse liefern könnte.