
Die anhaltende Energiekrise in Europa spitzt sich weiter zu, nachdem die Ukraine die Gasversorgung aus Russland eingestellt hat. Wie fr.de berichtet, fließt seit Anfang Januar 2025 kein russisches Gas mehr durch die ukrainischen Pipelines. Diese drastische Entscheidung wurde vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verkündet und betrifft vor allem EU-Staaten wie Österreich, Ungarn und die Slowakei, die keine alternativen Energiequellen gefunden haben.
Besonders stark leidet die Region Transnistrien, die von prorussischen Kräften kontrolliert wird und politisch nicht zur EU gehört. Der prorussische Anführer von Transnistrien, Wadim Krasnoselskij, hat bereits Interesse am Kauf von Erdgas aus Moldau bekundet. Moldovagaz, der moldauische Energieversorger, hat auf diese Anfrage allerdings noch nicht reagiert.
Energiekrise in Transnistrien
Der Lieferstopp dauert mittlerweile seit fast drei Wochen an und hat dramatische Auswirkungen auf die Bevölkerung Transnistriens. In dieser Region, die etwa 400.000 Einwohner zählt, ist die Versorgung mit Warmwasser und Heizung gefährdet. Die Menschen leben bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und sind gezwungen, auf alternative Heizmethoden wie Holzöfen zurückzugreifen, um die Kälte zu überstehen. Viktoria, eine Bewohnerin von Transnistrien, beschreibt, wie sie im Geschäft „Flori“ Taschenlampen und Batterien kauft, da der Strom nur stundenweise zur Verfügung steht. Die ggazheizungen in vielen Haushalten funktionieren nicht.
Der Grund für den Lieferstopp wird in einem Finanzstreit zwischen Gazprom und der moldauischen Regierung vermutet. Gazprom hat erklärt, dass die Gaslieferungen nur nach Begleichung von Schulden in Höhe von rund 700 Millionen US-Dollar wiederaufgenommen werden. Moldau hingegen erkennt nur Schulden über acht Millionen US-Dollar an. Diese Situation führt zu weiteren Spannungen zwischen Moldau und Russland, und der Kreml-Sprecher Peskow fordert von Moldau logistische Maßnahmen zur Sicherstellung der Gasversorgung. Moldau hingegen weist die Verantwortung für die Energiekrise in Transnistrien zurück und macht Russland dafür verantwortlich.
Geopolitische Dimensionen
Die Energiekrise in der Region wird auf die geopolitischen Spannungen zwischen Russland, der Ukraine und der EU zurückgeführt. Laut investmentweek.com sind die restlichen Liefermengen russischen Gases nur ein Bruchteil der vorherigen Kapazitäten. Die EU sieht sich gezwungen, alternative Energiequellen zu finden, um die Lücken zu schließen, und der Verzicht auf russische Energie könnte langfristige Herausforderungen für die wirtschaftliche Stabilität in Europa nach sich ziehen. Es wird auch erwartet, dass die Teuerung die wirtschaftliche Lage in vielen Ländern weiterhin belasten könnte.
In Transnistrien gab es Berichte, dass aufgrund der Energieknappheit in der Klinik von Varnita Teile des Gebäudes ungenutzt bleiben, weil Strom- und Gasmangel die medizinischen Dienstleistungen einschränken. Moldaus Präsidentin Maia Sandu und Regierungschef Dorin Recean haben die Region besucht, um mögliche Lösungen zu erörtern. Sandu wies darauf hin, dass Moldau bereits einen Vertrag mit Gazprom hat, der Gaslieferungen vorsieht, und Recean bezeichnete die aktuelle Situation als geopolitisches Spiel von Moskau.
Die Einwohner Transnistriens suchen in dieser schwierigen Lage nach Perspektiven. Einige ziehen in Erwägung, in den Westen zu emigrieren, während die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen in der Region weiter schlecht bleiben. Was zunächst wie eine lokale Energiekrise begann, führt nun zu weitreichenden politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in der gesamten Region, wie tagesschau.de festhält.