
In einer Zeit, in der Desinformation und Fake News immer präsenter werden, setzen sich Organisationen wie Topio e.V. dafür ein, die Medienkompetenz der Bürger zu stärken. Michael Wirths, Vorstand der Organisation, erklärt in einem Interview, dass Topio sich für Selbstbestimmung im digitalen Raum engagiert und verschiedene Veranstaltungen in der Arminius-Markthalle in Berlin-Moabit anbietet. Die Reihe „Fake is real – Netzwerken gegen Desinformationen“ hat in den letzten zwei Jahren zahlreiche Teilnehmer angezogen, darunter Menschen im Alter von 25 bis 70 Jahren, viele von ihnen mit Demokratie-Skepsis. Derartige Initiativen sind wichtiger denn je, da der Trend zur Verbreitung von Desinformation besorgniserregend ist, wie auch die Bundeszentrale für politische Bildung berichtet.
Wirths hebt die Bedeutung der Quellenüberprüfung und die Konsultation von Faktencheckern hervor. Viele Teilnehmer seiner Seminare zeigen jedoch Schwierigkeiten beim Erkennen falscher Informationen, insbesondere bei gefälschten Bildern. Dies ist alarmierend, da empirische Forschung zeigt, dass Fake News überwiegend in sozialen Medien geteilt werden, wodurch ein geringes Vertrauen in politische sowie mediale Institutionen entsteht. Solche Bedingungen erhöhen die Anfälligkeit für falsche Informationen, ein Punkt, der seit dem Brexit-Referendum und der Wahl Donald Trumps 2016 zunehmend diskutiert wird.
Seminare und Workshops für ein besseres Verständnis
Die von Topio organisierten Workshops konzentrieren sich auf die Erkennung von Desinformation sowie den Umgang mit digitalen Gefahren. Wirths fordert, dass Familien gemeinsam digitale Inhalte besprechen, um ein besseres Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen zu entwickeln. Solche Diskussionen helfen nicht nur, die individuelle Medienkompetenz zu erhöhen, sondern fördern auch eine gemeinschaftliche Reflexion über bestehende Überzeugungen. In Zeiten, in denen weniger als 1% der im Internet konsumierten Inhalte als Fake News klassifiziert werden, ist es essenziell, die Wahrnehmung und die kritische Betrachtung dieser Inhalte zu schärfen.
Ein weiteres zentrales Anliegen von Wirths ist die Kritik an Plattformen wie Meta, die in den USA ihre Faktenchecker abgeschafft haben. Er zeigt sich skeptisch gegenüber dieser Entwicklung und plädiert für ein gemeinwohlorientiertes Internet, das von Empfehlungsalgorithmen befreit ist. Plattformen wie Fediverse und Mastodon könnten hier als positive Alternativen fungieren, weil sie die Nutzer nicht in eine Filterblase drängen.
Gesellschaftliche Polarisierung und der Einfluss von Social Media
Der negative Einfluss von sozialen Medien auf die Gesellschaft, insbesondere in Bezug auf die Polarisierung, ist ebenfalls ein Thema, das Wirths anspricht. Insbesondere politische Akteure haben das Potenzial dieser Plattformen erkannt, um gezielt beeinflussen zu können. Dies führt nicht nur zur Verbreitung von Fake News, sondern auch zu einem verstärkten Gespür für unbequeme Wahrheiten in der Gesellschaft.
Die Bundeszentrale für politische Bildung hebt hervor, dass die Verbreitung von Fake News durch Massenmedien sowohl gefördert als auch bekämpft wird, je nachdem, wie diese Inhalte aufgegriffen oder widerlegt werden. Darüber hinaus wird betont, dass ein langfristiger, differenzierter Ansatz notwendig ist, um die Problematik der Fake News effektiv zu adressieren.
Wie Wirths abschließend feststellt, liegt der Schlüssel zur Bekämpfung von Desinformation in einer Kombination aus Bildung und kritischer Reflexion. Nur so können Bürger in der Lage sein, Fake News zu erkennen und zu widerlegen, während gleichzeitig das Vertrauen in seriöse Medien gewahrt bleibt.