
Am 27. Januar 2025 um 18.15 Uhr findet am Centrum für Religion und Moderne der Universität Münster eine bedeutende Veranstaltung statt. Die Diskussion unter dem Titel „Religionsunterricht 4.0“ widmet sich dem Thema des konfessionellen Religionsunterrichts in Deutschland.https://www.uni-muenster.de/news/view.php?cmdid=14499 Verschiedene Experten aus den Bereichen Theologie, Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft werden vertreten sein, darunter Prof. Dr. Arnulf von Scheliha, Prof. Dr. Hinnerk Wißmann und Prof. Dr. Ulrich Willems.
Die Veranstaltung ist eine Reaktion auf die Herausforderungen und Kontroversen, die den konfessionellen Religionsunterricht in Deutschland begleiten. Diese betreffen nicht nur religiöse Aspekte, sondern auch bildungspolitische und rechtliche Fragestellungen. Als Anlass dient die Veröffentlichung der gleichnamigen Studie von von Scheliha und Wißmann. Ziel der Veranstaltung ist es, die Notwendigkeit und Möglichkeiten einer zukunftsfesten Weiterentwicklung des Religionsunterrichts zu erörtern.
Kontroversen um den Religionsunterricht
Der konfessionelle Religionsunterricht ist seit langem ein umstrittenes Thema in Deutschland, sowohl aus religionspolitischer als auch aus bildungspolitischer Sicht. Im Jahr 2024 wurden zwei wesentliche Publikationen veröffentlicht, die die Debatte anheizen sollen. Die Studie „Religionsunterricht 4.0“ diskutiert die Schwierigkeiten des traditionellen Religionsunterrichts, der nach Konfessionen organisiert ist. Die Autoren plädieren dafür, bislang getrennte Unterrichtsgruppen zusammenzuführen, während sie gleichzeitig den bekenntnishaften Religionsunterricht als Essenz der „Realisierung von Freiheit“ im deutschen Schulsystem betrachten.https://weltanschauungsrecht.de/meldung/religionsunterricht-4-0-und-christlicher-religionsunterricht-neuer-diskussionsbedarf-zum
Darüber hinaus behandelt die zweite Publikation, „Christlicher Religionsunterricht“, einen kirchenpolitischen Reformversuch in Niedersachsen. Hier soll der bisherige evangelische und katholische Religionsunterricht zu einem gemeinsamen christlichen Religionsunterricht umgewandelt werden. Diese Reform wirft jedoch grundlegende verfassungsrechtliche Fragen auf. In dem Buch wird zudem ein Gutachten präsentiert, das die Verfassungsmäßigkeit des Projekts als (noch) vertretbar einstuft.
Rechtliche Grundlagen und Herausforderungen
Der Religionsunterricht ist in Deutschland im Grundgesetz verankert und gilt als ordentliches Lehrfach für öffentliche Schulen. Ausnahmen existieren für bekenntnisfreie Schulen, wo kein Religionsunterricht angeboten wird.https://de.wikipedia.org/wiki/Religionsunterricht_in_Deutschland Der Unterricht erfolgt unter staatlicher Aufsicht und muss den demokratischen Grundsätzen entsprechen.
Schüler haben das Recht auf Teilnahme am Religionsunterricht ihrer jeweiligen Konfession und in vielen Bundesländern ist die Teilnahme für bekenntnisangehörige Schüler Pflicht. Der Religionsunterricht wird von staatlich geprüften Lehrkräften erteilt und deren Inhalte sind durch die Religionsgemeinschaften verantwortlich, die auch für die Vokation der Lehrkräfte zuständig sind.
In einigen Bundesländern wird jedoch ein gemeinsamer Religionsunterricht für verschiedene Konfessionen angestrebt. Dies steht im Kontrast zu den Regelungen in anderen Regionen, wie beispielsweise in Berlin, wo Religionsunterricht als Wahlfach angeboten wird und in Brandenburg kein Religionsunterricht Teil des Schulcurriculums ist.
Die finanzielle Unterstützung des Religionsunterrichts beträgt jährlich etwa 1,6 Milliarden Euro, während der Ethikunterricht als Ersatzfach für den Religionsunterricht in einigen Bundesländern den Status eines Pflichtfaches hat. Mit der bevorstehenden Veranstaltung in Münster wird ein weiterer Anstoß zur Diskussion über diese komplexen Themen gegeben.