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Narren-Verwirrung: Blutreiterinnen verteilen „Heilige Scheiße“ beim Fasnets-Jump!

Bianka Güldenberg und ihre Gruppe überraschten beim Narrensprung in Taldorf mit kreativen Kostümen und der Verteilung von "Heiliger Scheiße" aus getrockneten Rossbollen – ein humorvoller Brauch der Fasnet!

Fasnet, eine der ältesten und farbenprächtigsten Traditionen in Deutschland, zieht jedes Jahr zahlreiche Narren an, die in fantasievollen Kostümen an Umzügen und Festen teilnehmen. In diesem Jahr stach eine Frauentruppe besonders hervor: Unter der Leitung von Bianka Güldenberg traten die Frauen beim Narrensprung in Taldorf als Blutreiterinnen auf. An Stelle von traditionellen Süßigkeiten verteilten sie die mit einem Augenzwinkern benannte „Heilige Scheiße“.

Diese „Heilige Scheiße“ besteht aus getrockneten Rossbollen des Blutreiterpferdes Cassini. Cassini hat eine besondere Bedeutung, da er einmal im Jahr beim Blutritt mitgeführt wird, wo er die Blutreliquie tragt. Bianka und ihr Mann, die den Rösslerhof in Schlier betreiben und selbst als Blutreiter aktiv sind, hatten die Idee, die Rossbollen zu sammeln und zu verkaufen, nachdem sie bemerkten, wie Cassini seine Hinterlassenschaften während der Vorbereitungen verlor.

Kreative Aktionen und Reaktionen

Die Gruppe bereitete 100 Tüten vor, die mit der Aufschrift „Rossbolla von Hand gelesen und verpackt. Obacht: In homöopathischer Dosierung verwenden, da hochwirksam! Nicht zum Verzehr geeignet!“ versehen waren. Die ungewöhnliche Aktion fand nicht nur Anklang bei den Besuchern, sondern auch beim Dekan Ekkehard Schmid, der selbst ein Blutreiter ist. Er nahm die Scherze angenehm auf, während Markus Göttner, der Gruppenführer der Blutreitergruppe Weingarten, feststellte, dass Pferdeäpfel für niemanden heilig seien und die Narren damit machen sollten, was sie wollen.

Obwohl die Aktion ein großer Spaß war, schloss Bianka Güldenberg eine Wiederholung kategorisch aus. Für die meisten Narren in der Region hat die Fasnet tiefere kulturelle Wurzeln und ist mit einer Vielzahl von Bräuchen und Traditionen verknüpft.

Die Wurzeln der Fasnacht

Die Fasnet wird oft in Verbindung mit vorchristlichen, heidnischen Traditionen und der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern gesehen. Als eine Art „Gegenwelt“ zur kirchlichen Heilsbotschaft verkleideten sich die Feiernden historisch oft als Teufel oder Narren. Diese Figuren symbolisierten eine Distanz zu den kirchlichen Werten und betonten das Feiern vor dem Beginn der Fastenzeit, die traditionell mit einem Verzicht auf Fleisch und andere Genussmittel assoziiert ist. In diesem Zusammenhang ist der Begriff „Fasnacht“ entstanden, welcher den Zeitraum vor Aschermittwoch beschreibt.

Die Ursprünge der Fasnacht reichen ins Mittelalter zurück, und viele Bräuche wurden über Generationen hinweg weitergegeben. Ein Beispiel hierfür sind die traditionellen Fasnachtskrapfen, die zur Resteverwertung vor der Fastenzeit entstanden. Die Fasnet hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert, so dass ihre Figuren und Traditionen heute meist weniger als 100 Jahre alt sind.

Masken und deren kulturelle Bedeutung

Ein unverzichtbarer Bestandteil der Fasnacht sind die Masken. Ursprünglich entstanden sie bei rituellen Anlässen und dienten dazu, dem Träger eine andere Identität zu verleihen. In vielen Kulturen, auch in der westlichen Tradition, waren sie nicht nur Teil von Festlichkeiten, sondern wurden auch bei Zeremonien und zu Gedenkzwecken genutzt. Masken können auch als Symbol der Verkleidung oder der Flucht vor der eigenen Identität angesehen werden.

In der Geschichte der Fasnacht wurden Masken dazu verwendet, sozialen Schranken zu begegnen und eine gewisse Anonymität zu schaffen, die sowohl Freiräume als auch Gefahren mit sich brachte. Besonders legendär waren die Maskenbälle in der Zeit des Barock, als hochgestellte Personen die Freiheit hinter der Maske schätzten.

Die Fasnet lebt von ihrer Vielfalt und der Mischung aus Tradition, Humor und Kreativität. Auch die skurrilen Ideen wie die der Blutreiterinnen zeigen, dass diese alten Bräuche lebendig sind und sich beständig weiterentwickeln. Die Narren bringen mit ihrer Ausgelassenheit nicht nur eine Stunde der Freude, sondern auch einen Teil ihrer Kultur auf die Straßen Oberschwabens.

Referenz 1
www.schwaebische.de
Referenz 2
www.planet-wissen.de
Referenz 3
www.planet-wissen.de
Quellen gesamt
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