
In Nordrhein-Westfalen verzeichnet die Beratungsstelle Sekten-Info NRW in Essen einen bemerkenswerten Zulauf, auch im zweiten Jahr nach den Corona-Einschränkungen. Geschäftsführer Christoph Grotepass berichtet, dass die Ängste der Bevölkerung in Bezug auf Krieg, Umwelt und Inflation die Attraktivität von Sekten und psychologischen Gruppen weiter erhöhen. Diese Gruppen bieten vermeintlich einfache Lösungen, was vor allem ältere Menschen, die weniger mediengewandt sind, in eine gefährliche Abhängigkeit führen kann.
Die Beratungsstelle registrierte im Jahr 2023 insgesamt 1.016 Anfragen und Beratungsfälle. Besonders alarmierend ist der Anstieg von Fällen unter älteren Menschen über 50 Jahren, die sind anfänglicher für Desinformation und Verschwörungstheorien. Anders als früher, als häufig Eltern um ihre Kinder besorgt waren, rufen jetzt Erwachsene an, die sich um ihre älteren Angehörigen kümmern.
Rassismus und „braune Esoterik“
Die Beratungen zeigen auch, dass Klienten in Sekten mit rassistischen Ideologien und Warnungen vor einer angeblichen Islamisierung konfrontiert werden, teils mit antisemitischen Untertönen. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von „brauner Esoterik“. Laut evangelisch.de verbindet sich der Verschwörungsglaube zunehmend mit der rechten Esoterik. Matthias Pöhlmann, Experte für Weltanschauungsfragen, bezeichnet diese Entwicklung als eine „Allianz des Misstrauens“, die durch Sündenbocktheorien gestützt wird.
Auf Esoterik-Messen wird laut Pöhlmann verstärkt rechtsextreme Literatur verbreitet. Verschwörungsgläubige glauben an geheime Drahtzieher, die die Gesellschaft bewusst täuschen und unterjochen wollen. Diese Gedankenmuster schaffen Feindbilder, die aus der Annahme resultieren, dass ein geheimer Plan hinter der Pandemie steckt, was letztlich eine Herausforderung für die Demokratie darstellt.
Das Aufspüren von Gefahren
Die Beratungsstelle hat zudem einen alarmierenden Anstieg unseriöser Life-Coaches festgestellt, die überteuerte Lebenshilfe- und Karrierekurse anbieten, ohne tatsächlich Hilfe zu leisten. Ratsuchende geraten oft in psychische Abhängigkeiten und zahlen teils beträchtliche Summen, bevor sie Unterstützung in Anspruch nehmen.
Eine typische Warnung sind Coaches, die Lösungen für verschiedene und komplexe Probleme gleichzeitig anbieten. Misstrauen sollte auch bei Veranstaltungen verbreitet werden, die Geheimhaltungsklauseln, abgeschlossene Türen oder eingesammelte Handys beinhalten.
Unterstützungsangebote für Aussteiger
Aussteiger aus Sekten erleben häufig einen Neuanfang im Nichts, da soziale Kontakte und ein geordneter Alltag wegfallen. Viele Betroffene berichten von Isolation, da Freunde und Verwandte, darunter sogar Familienmitglieder, Abstand halten.
Beratungs- und Hilfsangebote für Menschen, die sich mit dem Thema Sekten auseinandersetzen oder Aussteigern helfen möchten, sind essentiell. Nach einem Ausstieg müssen die ehemaligen Mitglieder neue Werte finden und alltägliche Dinge neu erlernen, um ein gefestigtes Leben zurückzuerobern. Das soziale Umfeld kann sich drastisch verändern, und oft mangelt es an emotionaler Unterstützung.
Die Kombination von gesellschaftlichen Ängsten und der Verbreitung von Verschwörungsglauben zeigt deutlich, dass der Bedarf an professionellen Beratungsangeboten hoch ist. Denn der Ausstieg aus solchen Gruppen erfordert viel Mut und Unterstützung.
Laut br.de sind die verschiedenen Hilfs- und Beratungsstellen nicht vollständig erfasst, aber sie sind entscheidend, um Menschen auf ihrem Weg aus der Isolation und Abhängigkeit zu unterstützen.