
Der Bürgermeister von Ratekau, Thomas Keller, äußert Bedenken hinsichtlich der geplanten Erneuerung einer fast 114 Jahre alten Eisenbahnbrücke an der Schwartauer Straße. Dieses Vorhaben soll Platz für ein zweites Gleis im Rahmen der Hinterlandanbindung der Fehmarnbeltquerung schaffen. Die Gesamtkosten für den Neubau belaufen sich auf 7,5 Millionen Euro. Trotz der Rolle der Deutschen Bahn als Verursacher des Projekts wird von der Gemeinde Ratekau eine Kostenbeteiligung in Höhe von 4,1 Millionen Euro gefordert, was Keller als unverhältnismäßig empfindet.
Die Brücke muss den neuen Anforderungen entsprechend eine Höhe von mindestens 4,50 Metern aufweisen. Die aktuelle Brücke hat nur eine Höhe von 3,50 Metern und benötigt daher eine umfassende Anpassung, die auch die tiefergelegten Gleise im Bereich des Bahnhofs Schwartau betrifft. Diese Absenkung der Gleise in Sereetz um zwei Meter ist ein entscheidender Bestandteil des Projekts, das sich auf die Bestandstrasse zwischen Lübeck und der Sereetzer Brücke konzentriert und nicht auf eine Neubaustrecke abzielt.
Die Deutsche Bahn argumentiert, dass die Bundesrepublik Deutschland verantwortlich für die Kosten sei. Laut Paragraf 12 des Eisenbahnkreuzungsgesetzes könnte Ratekau jedoch dennoch zur Finanzierung herangezogen werden. Keller sieht in dieser Regelung einen rechtlichen Angriffspunkt und hat bereits androht, gegen den Planfeststellungsbeschluss vorzugehen. Die gemeente Ratekau plant zudem, keine Kreuzungsvereinbarung abzuschließen und sich gegen eine entsprechende Anordnung zu wehren.
Die Herausforderung der Finanzierung
Die Verpflichtung zur Kostenbeteiligung hat in der Gemeinde erheblichen Unmut ausgelöst. Keller kritisiert die Diskrepanz zwischen den erwarteten Vorteilen der Hinterlandanbindung und den finanziellen Lasten für die Kommune. Dies deutet auf mögliche rechtliche Auseinandersetzungen hin, falls keine Einigung erzielt werden kann. Trotz der offensichtlichen Notwendigkeit der Brücke, um die Infrastruktur zu modernisieren, stößt das Projekt auf Widerstand, nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch wegen der Bedenken über die Umweltauswirkungen und die architektonische Integration in die bestehende Umgebung.
Die Brückentechnologie hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Innovative Brückenmodelle, wie die kürzlich entwickelte Eisenbahnbrücke über den Neckar in Stuttgart, zeigen, dass moderne Lösungen auch im Eisenbahnhochgeschwindigkeitsverkehr von Bedeutung sind. Diese neue Brücke führt die Fern- und S-Bahnstrecken zum neuen Stuttgarter Tiefbahnhof und basiert auf einem preisgekrönten Entwurf, der ausgezeichnete Eigenschaften in Hinsicht auf Tragfähigkeit und Ästhetik bietet. Hochfeste Feinkornbaustahl-Bleche sowie spezielle Berechnungsmethoden sind dabei entscheidend für die Genehmigungen, die die Deutsche Bahn AG sowie das Eisenbahnbundesamt notwendig machen.
Für den Brückenbau sind solche modernen Materialien und Methoden unabdingbar, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig die Nachhaltigkeit zu gewährleisten. In Deutschland hat hochfester Beton bereits einen festen Platz im Hochbau, jedoch sind spezielle Genehmigungen für Brückenprojekte nötig.
Die Bigger Picture und Zukunftsausblick
Die Diskussion um die Brücke in Ratekau steht exemplarisch für größere Herausforderungen im deutschen Schienenverkehr. Der gesamten Infrastrukturplanung kommt eine essentielle Bedeutung zu, insbesondere im Hinblick auf Vorhaben wie den Ausbau der Rheintalbahn zwischen Mannheim und Basel, die teilweise bereits abgeschlossen, teils aber noch in der Planung sind. Die Deutschen Bahn zeigt mit diesen Projekten, dass der Schienenverkehr eine moderne und umweltfreundliche Transportlösung bleiben kann.
Die Forderung nach innovativen Lösungen und effizienterer Finanzierungsmodelle könnte also nicht nur für Ratekau von Bedeutung sein, sondern auch als Lehre für zukünftige Projekte in Deutschland dienen. Die Balance zwischen infrastrukturellem Bedarf und finanzieller Belastung der Kommunen wird weiterhin ein wichtiges Thema bleiben.