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Alarmstufe Rot: PFAS-Verunreinigung bedroht Grundwasser in Mittelbaden!

In Mittelbaden hat eine neue Analyse ergeben, dass 127 Quadratkilometer des Grundwassers mit PFAS/PFC verunreinigt sind. Die Verschmutzung weitet sich aus und erfordert dringende Maßnahmen.

In Mittelbaden ist das Grundwasser erheblich mit PFAS, auch bekannt als PFC, kontaminiert. Der betroffene Bereich umfasst etwa 127 Quadratkilometer und stellt eine der größten Umweltgefahren in der Region dar. Fachleute schätzen, dass diese Fläche mittlerweile anderthalb Mal so groß ist wie der bayerische Chiemsee. Vor fünf Jahren wurde die Fläche, die von der Verunreinigung betroffen war, noch auf weniger als die Hälfte geschätzt. Laut einer Auswertung des Technologiezentrums Wasser (TZW) in Karlsruhe weitet sich die Belastung insbesondere in den mittleren und unteren Tiefenbereichen aus. Eine digitale Simulation der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) zeigt aktuelle Daten und Prognosen bis 2033 auf.

Die Reinigung des kontaminierten Wassers gestaltet sich als komplex und kostenintensiv. Die Kosten für die PFAS-Entfernung entsprechen etwa einem Viertel der Trinkwasserpreise, was in der Folge auch die Kosten für Verbraucher erhöhen könnte, vor allem durch zusätzliche Filteranlagen. Landwirte sowie private Gartenbesitzer sind aufgefordert, vor der Nutzung von Brunnenwasser Kontakt zu den Umweltbehörden aufzunehmen, um mögliche Gesundheitsrisiken zu vermeiden.

Ursachen und rechtliche Konsequenzen

Die Verunreinigung ist nicht ohne konkrete Verantwortliche geblieben. Ein Kompostunternehmer aus Baden-Baden wurde verurteilt, Schadenersatz wegen PFC-Verseuchung zu zahlen. Der verunreinigte Kompost stammte aus Klärschlämmen der Papierindustrie, ein Umstand, der auf die Gefahren der Nutzung von Klärschlämmen in der Landwirtschaft hinweist. Bislang wurde jedoch kein eindeutiger Verantwortlicher für die weiterreichende Umweltkatastrophe in Mittelbaden ermittelt, was die Suche nach Lösungswegen erschwert.

PFAS sind chemische Verbindungen, die in der Herstellung von Sportkleidung, wasserabweisenden Papieren und Feuerlöschmitteln verwendet werden. Ihre Anwendung ist seit Jahrzehnten verbreitet, und sie zeichnen sich durch eine extreme Langlebigkeit aus, was ihnen den Namen „Forever Chemicals“ einbringt. Diese Chemikalien breiten sich schnell im Boden und in Gewässern aus und sind im Filterproben von Trinkwasser über alle europäischen Länder hinweg nachgewiesen worden. Ein europaweiter Test ergab, dass in der Mehrheit der Proben Chemikalien, die mit PFAS assoziiert sind, nachgewiesen wurden. Nur zwei von 36 getesteten öffentlichen Wasserquellen wurden als unbedenklich eingestuft.

Regulierungsmaßnahmen und Grenzwerte

Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat in den letzten Jahren mehrere Maßnahme ergriffen, um die Verwendung von PFAS zu regulieren. Seit 2009 stehen beispielsweise Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und deren Derivate unter dem internationalen Stockholmer Übereinkommen zur Eliminierung ihrer Verwendung. Zudem wird Perfluoroctansäure (PFOA) seit dem 4. Juli 2020 innerhalb der Europäischen Union genau reguliert. Im Mai 2023 wurden weitere PFAS-Verbindungen in die Verordnung aufgenommen, die am 28. August 2023 in Kraft trat. Diese Schritte zielen darauf ab, die Belastung durch diese „Forever Chemicals“ schrittweise zu verringern.

Die revidierte Trinkwasserrichtlinie der EU, die seit Januar 2021 in Kraft ist, legt einen Grenzwert von 0,5 µg/l für alle PFAS fest. Um die Verunreinigung durch PFAS besser zu kontrollieren, arbeiten Behörden daran, neue Standards zu setzen und die Öffentlichkeit über die Potenziale von PFAS aufzuklären. Jedoch bleibt der Grenzwert für viele Bestandteile der chemischen Stoffgruppe, insbesondere Trifluoracetat (TFA), uneinheitlich. TFA wurde in zahlreichen Proben nachgewiesen, mit einem durchschnittlichen Wert von 740 ng/l in Trinkwasser und 278 ng/l in Mineralwasser. Dies wirft ernsthafte Fragen über die Sicherheit des Trinkwassers in betroffenen Regionen auf.

Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklungen sind sowohl Umweltschutzorganisationen als auch Verbraucher gefordert, sich über die Risiken von PFAS zu informieren. Die PFAS-Beratungsstelle des Rastatter Landratsamts bietet umfassende Informationen für Verbraucher, um die Folgen dieser chemischen Verunreinigungen besser zu verstehen und effektive Maßnahmen zu ergreifen.

Referenz 1
www.swr.de
Referenz 2
echa.europa.eu
Referenz 3
www.diepresse.com
Quellen gesamt
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