
In der turbulenten Welt der Elektromobilität und den umstrittenen Äußerungen von CEO Elon Musk sieht sich Patrik Schneider aus Pforzheim einem unerwarteten Dilemma gegenüber. Als leidenschaftlicher Tesla-Fahrer hat er in den letzten Monaten Erfahrungen gemacht, die weit über die normalen Herausforderungen eines Fahrzeughalters hinausgehen.
Schneider berichtet von Anfeindungen, die ihm aufgrund seiner Fahrzeugwahl, des Tesla-Modells, und der damit verbundenen Assoziationen zuteilwerden. Besonders krass wird es, wenn er als Trump-Supporter und AfD-Wähler bezeichnet wird, was er als unangemessen empfindet. Diese Anfeindungen sind nicht neu für ihn, doch die provokanten Äußerungen von Musk tragen zur Verunsicherung bei und verstärken das Gefühl der Isolation unter Gleichgesinnten. Während viele Tesla-Fahrer sich in liberalen und fortschrittlichen Idealen verorten, lässt die enge Verbindung Musks zu Donald Trump einige von ihnen an ihrer Identifikation mit der Marke zweifeln.
Selbstdarstellung durch Aufkleber
Um seine Meinung zu äußern und sich von den politischen Ansichten seines CEO zu distanzieren, hat Schneider eine kreative Lösung gefunden: Er entwirft und verkauft seine eigenen Anti-Musk-Sticker über seine Firma „Sons of Battery“. Diese Sticker, wie zum Beispiel „I bought this before Elon went crazy“, drücken seine Ablehnung gegen Musks kontroverse öffentliche Stellungnahmen aus. Fabriziert werden die Aufkleber in Schneiders Wohnung im Stadtteil Büchenbronn.
Die Nachfrage ist enorm, insbesondere nach besonders umstrittenen Äußerungen von Musk. Schneider berichtet, dass er täglich zwischen 100 und 150 Sticker verkauft, mit über 2000 Bestellungen am Wochenende vor Trumps Amtseinführung. Positives Feedback im Alltag trifft leider auf eine Flut von Hasskommentaren in sozialen Medien, insbesondere auf Facebook. Der Bestseller-Sticker sagt viel über die Gefühlslage der Tesla-Gemeinschaft aus: Er zeigt die gespaltene Loyalität zwischen der Marke und ihrem umstrittenen Führer.
Ein schmerzhaftes Verkaufsgefühl
Trotz seines Engagements und der positiven Resonanz auf die Aufkleber empfindet Schneider den Verkauf als schmerzhaft. Er fühlt sich stark mit anderen Tesla-Fahrern verbunden, kann jedoch die Marke Tesla nicht mehr ohne die Kontroversen rund um Musk sehen. Inzwischen äußern viele Tesla-Fahrer ihre Unzufriedenheit auch durch Aufkleber an ihren Fahrzeugen, um sich von Musk zu distanzieren. Schneider hat beschlossen, seinen Tesla nach Ablauf des Leasings abzugeben, obwohl er große Vorliebe für das Fahrzeug hegt.
Er plant, seine Produktionskapazitäten aufgrund der steigenden Nachfrage zu erhöhen und entschuldigt sich auf seiner Website für mögliche längere Lieferzeiten. Dennoch schließt er einen weiteren Tesla-Kauf aus, solange Musk weiterhin mit rechten politischen Ansichten assoziiert wird. Das Beispiel Schneider verdeutlicht, wie tiefgreifend das „Tesla-Dilemma“ für viele Fahrer geworden ist, deren Loyalität zur Marke im ständigen Konflikt mit den politischen Ansichten ihres CEOs steht.
Die Auseinandersetzung mit dieser Problematik wird verstärkt durch die aktuellen politischen Entwicklungen und die gesellschaftlichen Diskussionen über Verantwortung und Identität. Der Unmut über Musk und seine Nähe zu Trump hat nicht nur Schneider betroffen gemacht, sondern auch viele andere Fahrer dazu gebracht, über ihr Verhältnis zur Marke nachzudenken. Ein Umfrage des „Tages-Anzeigers“ zeigt, dass 85 % der Leser es für moralisch nicht vertretbar halten, einen Tesla zu fahren, was die Auswirkungen von Musks Äußerungen auf die Sichtweise der Fahrer deutlich macht.
In einer Zeit, in der Autos längst nicht mehr nur Fortbewegungsmittel sind, sondern auch Statements über persönliche Werte und Überzeugungen darstellen, bleibt die Frage, wie viele Tesla-Fahrer trotz ihrer Abneigung gegen Musk weiterhin loyal zu ihrem Fahrzeug stehen werden.
Mehr zu diesem Thema finden Sie in den ausführlichen Berichten auf Schwäbische, SWR und der NZZ.