
Die Freie Universität Berlin wird am 28. Januar 2025 um 18 Uhr offiziell die „Arbeitsstelle Universitätsgeschichte“ eröffnen. Diese neue Einrichtung zielt darauf ab, kritische und innovative Perspektiven auf die Geschichte der Hochschule zu entwickeln. Die Ankündigung dieser Eröffnung hat bereits große Erwartungen geweckt, zumal die Arbeitsstelle sich als zentrale Plattform für die Untersuchung von Themen wie Kultur- und Stadtgeschichte, Erinnerungskultur, politische Geschichte sowie Institutionengeschichte sehen möchte. FU Berlin berichtete, dass Universitätspräsident Prof. Dr. Günter M. Ziegler und Prof. Dr. Jan Lazardzig, Vorsitzender des Lenkungskreises, zur Eröffnung sprechen werden.
Ein Highlight der Veranstaltung wird der Festvortrag von Prof. Dr. Miles Taylor von der Humboldt-Universität sein, der sich mit dem Thema „The Rise and Fall of the ‘Free’ University: Higher Education around the World since 1948“ auseinandersetzt. In seinem Vortrag wird er den Begriff „freier“ Universitäten im zeitgeschichtlichen Kontext thematisieren. Die Öffentlichkeit ist herzlich zu dieser Eröffnung eingeladen, eine vorherige Anmeldung wird jedoch erbeten.
Ziele und Themen der neuen Arbeitsstelle
Die Arbeitsstelle hat im Wintersemester ihre Arbeit aufgenommen und entstand aus verschiedenen dezentralen, fachgeschichtlichen Initiativen. Prof. Dr. Jan Lazardzig beschreibt die Geschichte der Freien Universität Berlin als von drei großen Themen geprägt: der Gründung im Jahr 1948 als Reaktion auf kommunistische Einflüsse, der Studierendenbewegung in den 1960er Jahren und den Erfolgen in Exzellenzwettbewerben seit 2007. Längerfristiges Ziel der Arbeitsstelle ist es, bestehende Narrative kritisch zu hinterfragen und zeitgemäße Ansätze der Universitätsgeschichtsschreibung systematisch und theoretisch fundiert zu verfolgen. Zusätzlich wird im Rahmen eines Oral-History-Projekts die Erlebte Geschichte der Universität dokumentiert.
Das Oral-History-Projekt „Erlebte Geschichte“ zeigt, wie eng die Freie Universität mit der Nachkriegsgeschichte Berlins und der Bundesrepublik Deutschland verbunden ist. Die am 30. November 2023 online veröffentlichte Ausstellung präsentiert Erinnerungen von Personen, die an der Universität gearbeitet, gelehrt oder studiert haben. Das Interview-Archiv umfasst 75 ungeschnittene Video-Interviews, die transkribiert und mit zusätzlichen Materialien angereichert wurden, sodass sie für wissenschaftliche Zwecke zugänglich sind. Neben biografischen Porträtfilmen beleuchtet die Ausstellung auch die Wechselwirkungen zwischen individuellen Lebensläufen und der Entwicklung der Universität.
Reflexion über Wandel und Erinnerungsprozesse
In der Diskussion um historische Narrative spielt auch das Bewusstsein für die Erinnerungs- und Gedenkkultur eine zentrale Rolle. Ein Beispiel aus der medizinischen Historie zeigt, dass Geschichtsbewusstsein und Erinnerungskultur in verschiedenen Fachrichtungen, gerade auch im Kontext von Universitäten, immer mehr an Bedeutung gewinnen. Es ist entscheidend, wie diese Elemente in die universitäre Bildung integriert werden.
Die Eröffnung der Arbeitsstelle ist nicht nur ein Anlass zur Reflexion über die Geschichte der Universität selbst, sondern auch über den Wandel von Universitäten als öffentlichen Institutionen insgesamt. Prof. Dr. Günter M. Ziegler äußerte seine Freude über die Eröffnung und die künftige Arbeit der Arbeitsstelle, die neue Projekte anstoßen und bestehende Initiativen bündeln soll. Damit wird ein bedeutender Schritt in die Richtung getan, die Geschichte der Freien Universität kompetent und kritisch aufzuarbeiten.