
Am 21. Januar 2025 wird die Universität zu Lübeck von der Antrittsvorlesung von Dr. Mihai Avram geprägt, die um 18:00 Uhr im Hörsaal AM 4 stattfinden wird. Das Thema seiner Vorlesung lautet „Psychedelics in Psychiatry“. Diese Auswahl ist nicht zufällig, denn die Diskussion um Psychedelika gewinnt in der psychiatrischen Forschung zunehmend an Bedeutung.
In der Vergangenheit galten Psychedelika oft als klinisch wertlos oder sogar als gefährlich. Doch heute erleben sie eine Renaissance in der Wissenschaft. Die Vorlesung wird die historische Entwicklung von Psychedelika beleuchten und deren Anwendung in modernen Behandlungsmethoden untersuchen. Es wird diskutiert, ob wir uns an einem Wendepunkt in der Psychiatrie befinden und welche Potenziale sowie Risiken in Bezug auf Psychedelika bestehen.
Renaissance der Psychedelika
Die steigende Prävalenz psychischer Erkrankungen steht im Kontrast zu einem Rückgang in der Entwicklung neuer psychiatrischer Medikamente. Studien zeigen, dass Psychedelika wie Ketamin, MDMA und Psilocybin in der Psychotherapie eine Schlüsselrolle spielen können. Forschungsergebnisse belegen, dass diese Substanzen nicht nur sicher, sondern auch äußerst wirksam sind, insbesondere bei therapieresistenten Erkrankungen.
Das Modell der psychedelisch unterstützten Psychotherapie (PAP) fordert etablierte diagnostische Systeme in der Psychiatrie heraus. Dieses innovative Therapieformat umfasst die gezielte Verwendung psychoaktiver Substanzen in Kombination mit vorbereitenden und nachbereitenden Gesprächen. Das Ziel ist es, die hohe Rate an Nebenwirkungen in der Psychiatrie zu verringern und eine multidimensionale Sicht auf psychische Störungen zu fördern.
Therapeutische Wirkungen und Herausforderungen
Psychedelika wie Psilocybin und LSD haben sich in klinischen Studien als potenziell lebensverändernd erwiesen. Metaanalysen zeigen signifikante Symptomverbesserungen bei Depressionen und Angststörungen, die mit psychotherapeutischen Interventionen kombiniert wurden. Eine Untersuchung hebt hervor, dass Psilocybin die stärkste therapeutische Wirkung aufweist.
Beeindruckende Fortschritte wurden auch bei der Anwendung von Ketamin erzielt. Dieses Medikament hat sich als hilfreich bei der kurzfristigen Behandlung von therapieresistenter Depression erwiesen. Es blockiert NMDA-Rezeptoren und beeinflusst dabei die Dopaminausschüttung, was zu positiven Therapieergebnissen führt.
Doch trotz der vielversprechenden Ergebnisse gibt es auch Risiken. Nebenwirkungen wie dissoziative Zustände, Ängste und sogar seltene, aber schwerwiegende psychotische Episoden müssen berücksichtigt werden. Der verantwortungsvolle Umgang mit diesen Substanzen erfordert eine präzise Kontrolle von „Set und Setting“, also der mentalen Verfassung und der Umgebung der Patienten.
Die Antrittsvorlesung von Dr. Avram wird ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Diskussion um die Rolle von Psychedelika in der Psychiatrie leisten. Sie könnte entscheidende Impulse für eine neue Sichtweise auf die Behandlung psychischer Erkrankungen geben und damit einen Paradigmenwechsel in der psychiatrischen Forschung einleiten. Wie diese Entwicklungen in der Zukunft aussehen werden, bleibt abzuwarten.