
In eine beunruhigende Messerattacke im Warteraum des Stuttgarter Bahnhofs, die im Juli 2024 stattfand, sind zwei Reisende verwickelt worden. Der 26-jährige mutmaßliche Angreifer hat bereits gestanden, bei der Tat einen schlafenden Mann lebensgefährlich verletzt zu haben. Eine Frau, die ihm zur Hilfe kommen wollte, erlitt ebenfalls Verletzungen. Berichten zufolge handelt es sich bei den Opfern um unmittelbare Bekannte, der Täter blieb ihnen jedoch unbekannt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann versuchten Mord und versuchten Totschlag vor. Eine Urteilsverkündung des Landgerichts ist vor Anfang April 2025 nicht zu erwarten.
Der Angeklagte schilderte, dass ihn Stimmen im Kopf befohlen hätten, zuzustechen. Er stritt ab, dass er versuchte, jemanden zu ermorden. In den Ermittlungen gab er an, an dem Tag der Tat nüchtern gewesen zu sein, während er davor auf der Straße lebte und Drogen konsumierte. Der psychische Zustand des Täters wird von Experten als besorgniserregend angesehen. So berichtet Psylex über die Vorgänge rund um psychische Erkrankungen und deren Einfluss auf gewalttätige Taten. Laut einer Studie leiden viele psychisch erkrankte Personen unter einem hohen Risiko, Opfer oder Täter von Gewalt zu werden.
Psychische Erkrankungen als Risiko
Die erwähnte Studie, veröffentlicht in „Psychological Medicine“, legt nahe, dass nahezu ein Drittel der erwachsenen psychisch erkrankten Personen innerhalb von sechs Monaten Opfer von Gewalt wurden. Dies unterstützt die Befürchtung, dass psychische Erkrankungen häufig in Zusammenhang mit gewalttätigem Verhalten stehen. Drogenkonsum, ein häufiges Problem unter solchen Personen, wurde dabei als Hauptindikator für gewalttätige Vorfälle identifiziert.
Untersuchungen zeigen, dass affektive Symptome wie Angst und Impulsstörungen stark mit dem Risiko von Gewalt in Verbindung stehen. Ein verbessertes Verständnis und die Behandlung dieser Symptome könnten entscheidend sein, um gewalttätige Ereignisse zu reduzieren. Die Studie weist auf die Notwendigkeit hin, Programme zur integrierten Behandlung psychischer Erkrankungen zu entwickeln, die auch Drogen- und Suchtproblematiken beachten.
Vergleichbare Vorfälle
Ein weiterer erschütternder Vorfall ereignete sich im Mai 2023 in Berlin-Neukölln, als ein 39-Jähriger in einem Schulhof zwei Mädchen mit einem Küchenmesser angreift. Dieser Täter gestand in einem Prozess wegen versuchten Totschlags und gab an, ebenfalls Stimmen gehört zu haben, die ihn zu der Tat anstifteten. Die beiden Mädchen erlitten schwere Verletzungen, überlebten jedoch nur durch Notoperationen.
Das Berliner Landgericht stellte fest, dass der Mann an paranoider Schizophrenie leidet und seit über zehn Jahren behandlungsbedürftig ist. Während die Erkrankung in vielen seiner Klinikaufenthalte nicht ausreichend diagnostiziert wurde, wurde der Einfluss seiner Suchtproblematik allzu oft in den Vordergrund gestellt. Für den Mann wurde eine dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet, da er nach wie vor als gefährlich für die Allgemeinheit gilt, wie RBB24 berichtet.
Zusammengefasst zeigt der Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und Gewalttaten, dass eine tiefere Analyse und gezielte Maßnahmen notwendig sind. Derartige Gewaltakte werfen die Frage auf, wie Gesellschaft und Gesundheitswesen stärker zusammenarbeiten können, um sowohl Opfern als auch Tätern gerecht zu werden und die Gefahren, die von psychisch erkrankten Menschen ausgehen, zu minimieren.