
Am 20. Januar 2025 wurde eine umstrittene Waffenruhe im Gazastreifen offiziell in Kraft gesetzt, die jedoch mit fast dreistündiger Verzögerung begann. Ursprünglich war der Start für 7:30 Uhr MEZ geplant, konnte aber erst um 10:15 Uhr MEZ realisiert werden. Die Verzögerung war auf die verspätete Übermittlung der Namen von drei Geiseln durch die Hamas zurückzuführen, was die israelische Armee veranlasste, ihre Angriffe auf Gaza bis zur Übergabe der Namensliste fortzusetzen. Hamas gab „technische Gründe vor Ort“ als Erklärung für die Verspätung an. In diesem Kontext sind erste Details über den Geiselaustausch bekannt geworden.
Das Abkommen sieht vor, dass insgesamt 33 von 98 Geiseln gegen etwa 1.900 inhaftierte Palästinenser ausgetauscht werden. In der ersten Phase des Deals sollen rund 90 palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Die Häftlinge, die inzwischen ebenfalls aus den israelischen Gefängnissen entlassen wurden, waren überwiegend wegen ihrer Teilnahme an tödlichen Anschlägen auf Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Abkommen sieht zudem vor, dass mehr als 230 der freigelassenen Palästinenser ins Exil geschickt werden, hauptsächlich nach Katar oder in die Türkei. Tagesschau berichtet von diesen Entwicklungen.
Hilfsgüter und humanitäre Lage im Gazastreifen
Laut Berichten des UN-Nothilfekoordinators Tom Fletcher sind am Sonntag über 630 Lastwagen mit dringend benötigten Hilfsgütern in den Gazastreifen gelangt. Davon wurden mindestens 300 Lastwagen in den nördlichen Teil des Gazastreifens geleitet. Das Abkommen zur Waffenruhe erlaubt täglich den Transport von 600 Lastwagen mit Hilfsgütern, was angesichts der horrenden humanitären Lage im Gazastreifen, wo 90% der Bevölkerung unter Hunger leiden, von größter Bedeutung ist.
Inmitten der Konflikte bleibt die politische Zukunft des Gazastreifens unklar. Israels Außenminister Gideon Saar warnte vor einem möglichen vorzeitigen Scheitern der Waffenruhe und unterstrich, dass die Hamas nicht länger die herrschende Macht im Gazastreifen sein kann. Die Rückkehr der Einwohner in ihre Wohngebiete im Norden soll unter internationaler Aufsicht stattfinden, wobei das israelische Militär sich aus dicht besiedelten Gebieten zurückziehen soll, wie ZDF berichtet.
Proteste und Sicherheitslage in Deutschland
Während sich die Situation im Nahen Osten zuspitzt, kam es auch in Deutschland zu Spannungen. Bei einer propalästinensischen Versammlung in Berlin-Neukölln wurden mehrere Personen festgenommen, nachdem Teilnehmer antisemitische Parolen riefen und Pyrotechnik abbrannten. Die Demo wurde vorzeitig beendet, und es gab insgesamt zwölf Festnahmen, nachdem die Versammlungsleiterin Rücksprache mit der Polizei hielt.
Die Verhandlungen bezüglich der zweiten Phase des Abkommens sollen am 16. Tag der ersten Phase beginnen, wobei alle verbleibenden Geiseln freigelassen werden und ein dauerhafter Waffenstillstand angestrebt wird. Ein späterer Punkt in den Verhandlungen würde die Rückgabe der Überreste getöteter Geiseln und den Wiederaufbau im Gazastreifen umfassen. Dieser Wiederaufbau würde unter der Aufsicht von Ägypten, Katar und den UN stehen. Der Konflikt, der sich über mehr als 15 Monate erstreckt hat, bleibt jedoch von Unsicherheiten geprägt und wirft viele Fragen über die Zukunft der Region auf. Weitere Informationen dazu finden Sie im Artikel von Spiegel.