
Am 20. Januar 2025 feierte der bedeutende Lyriker und Mitbegründer der Konkreten Poesie, Eugen Gomringer, seinen 100. Geburtstag. Zu diesem Anlass wird in Rehau, seiner langjährigen Heimat, eine umfassende Ausstellung eröffnet, die seinem Schaffen gewidmet ist. Diese Schau präsentiert 100 Exponate, die mit Gomringer in Verbindung stehen, darunter Bilder, Bücher und Gedichte aus der „Sammlung Gomringer III“. Bürgermeister Michael Abraham bemerkte dabei, dass Gomringers Einfluss weit über seine Gedichte hinausreiche und seine Kunst eine Brücke zwischen verschiedenen Disziplinen schlägt.
Gomringer wurde 1925 in Bolivien geboren und verbrachte seine Jugend in der Schweiz, wo er den Grundstein für seine kreative Laufbahn legte. Sein erster Gedichtband mit dem Titel „konstellationen constellations constelaciones“ erschien bereits 1953 und begründete seinen Ruf als Innovator in der Dichtkunst. Besonders bemerkenswert ist auch sein bekanntestes Gedicht „avenidas“, das lange Zeit an der Alice Salomon Hochschule in Berlin zu finden war, jedoch wegen diskriminierender Interpretationen in die Kritik geriet. In Rehau ist es seit 2018 an einer Hauswand zu lesen, was einen klaren Bezug zu seinem Schaffen herstellt.
Würdigung und Auszeichnungen
Bereits im Januar 2022, wenige Jahre vor seinem 100. Geburtstag, wurde Gomringer mit der Auszeichnung „Pro meritis scientiae et litterarum“ des Freistaates Bayern geehrt. Diese Auszeichnung erhielt er im Kunsthaus Rehau durch Bürgermeister Abraham persönlich. Diese Würdigung hebt nicht nur seinen literarischen Beitrag, sondern auch seine Rolle in der Kunst- und Wissenschaftsvermittlung hervor.
Mit einem vielfältigen Lebenslauf hat Gomringer auch als Sekretär des berühmten Malers Max Bill an der Hochschule für Gestaltung in Ulm einen entscheidenden Einfluss ausgeübt. Darüber hinaus gründete er die Zeitschrift „Spirale“ und die „gomringer press“. Auch in der Buchreihe „konkrete poesie – poesia concreta“ hat er maßgebliche Beiträge geleistet. Seine Zusammenarbeit mit verschiedenen Kunstschaffenden und seine theoretischen Arbeiten haben die interdisziplinäre Ausrichtung seiner Kunst unterstützt.
Ein Vermächtnis der Konkreten Poesie
Die Entstehung der Konkreten Poesie wird oft mit Gomringers persönlichen Begegnungen in Zürich 1944 verknüpft. Diese Begegnungen führten zu einer tiefen Auseinandersetzung mit einer neuen Bildsprache. Gomringer entwickelte die Theorie, dass die Konkrete Poesie als Dialog zwischen Dichter und Gedicht verstanden werden sollte. Diese Poesieform strebt nach Klarheit und Gesetzmäßigkeit, ohne sich an äußeren Naturerscheinungen zu orientieren.
Gomringers Gedichte sind von einer spielerischen Anordnung der Worte geprägt. Zum Beispiel nutzt er in Werken wie „pingpong“ und „ciudad“ Techniken der Permutation, um neue semantische Verbindungen zu schaffen. Diese Formensprache und der interkulturelle Dialog, den er pflegte, ermöglichten es seiner Kunst, über geografische Grenzen hinweg Resonanz zu finden, sogar in Brasilien.
Vielen bleibt Gomringer als Pionier und wichtige Stimme innerhalb der Konkreten Poesie in Erinnerung. Sein unermüdlicher Beitrag zur Verbindung von Kunst und Literatur sorgt dafür, dass seine Werke auch weiterhin ihre Relevanz behalten und einen Dialog zwischen verschiedenen kulturellen Ausdrucksformen fördern. Diese Aspekte seines Lebenswerks werden in der aktuellen Ausstellung in Rehau eindrucksvoll gewürdigt.