
Im sächsischen Riesa wird seit Jahren über die Zukunft des dortigen Hafens diskutiert. Trotz guter Absichten und geplanter Förderungen gibt es zahlreiche Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit und die Umweltverträglichkeit des Hafenbetriebs. Der Hafen ist seit 2020 praktisch nicht mehr von Containerschiffen angelaufen worden. Selbst die Wasserschutzpolizei war in den letzten drei Monaten der einzige Schiffsverkehr. Dies wirft die Frage auf, ob die gegenwärtigen Planungen tatsächlich zielführend sind, insbesondere da der Transport über die Elbe um den Faktor 1,3 teurer ist als über Straßen.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Sachsen äußert Bedenken, ob der geplante Ausbau wirtschaftlich sinnvoll ist. Vor allem der problematische Wasserstand der Elbe reduziert die Schifffähigkeit und stellt eine große Hürde für zukünftige Entwicklungen dar. Grundlage für das aktuelle Bauvorhaben ist eine Genehmigung, die seit Jahren auf die Umsetzung wartet. Kritiker befürchten zudem, dass die für den Hafenbetrieb nötigen Lärm- und Emissionsbelastungen die Anwohner stark beeinträchtigen könnten.
Neuer Kombiterminal für Riesa
Die Landesdirektion Sachsen hat im Oktober 2023 den Neubau eines kombinierten Verkehrsterminals im Alten Hafen genehmigt. Dieses neue Terminal könnte Riesa als wichtiges Drehkreuz für Binnenschiffe, Eisenbahnen und Lastwagen positionieren. Geplant ist ein trimodales Umschlagterminal mit einer Kapazität von bis zu 100.000 TEU (Twenty-Foot Equivalent Unit). Das bestehende Terminal erfüllt nicht mehr die aktuellen Anforderungen und ist dringend sanierungsbedürftig.
Zu den Plänen gehört eine Eisenbahninfrastruktur mit sechs Gleisen, einer großzügigen Umschlagfläche sowie zwei Portalkranen. Diese Maßnahmen sollen den Containerumschlag zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern verbessern und ein stärkeres Wachstum des Hafens ermöglichen. Die sächsische Landesregierung unterstützt diese Investition, auch wenn laut dem Sächsischen Rechnungshof die Rentabilität des Hafens stark angezweifelt wird.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Der Hafen Riesa spielt bereits eine zentrale Rolle in der Güterlogistik, indem er Materialien wie Container, Getreide, Holz und Schrott umschlägt. Dennoch ist die Konkurrenz durch günstigere Transportwege wie Schiene und Straße nicht zu vernachlässigen. Der Freistaat Sachsen zeigt sich jedoch offen für die Herausforderungen der modernen Logistik und fördert die Entwicklung des Hafens in Hinblick auf eine nachhaltige Hafenentwicklung.
Die Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH wertet derzeit den Planfeststellungsbeschluss aus und überarbeitet die Kostenschätzung. Auch Anfragen von bestehenden Kunden und neuen Unternehmen, die sich ansiedeln möchten, zeigen, dass ein gewisses Interesse an einem aktiven Hafenbetrieb besteht. Der Ausbau soll Riesa helfen, sich als Logistik-Hub zu etablieren, wobei die Nutzung der Wasserstraße Elbe im Fokus steht.
Ob die Maßnahmen erfolgreich sein und die Herausforderungen bewältigt werden können, bleibt abzuwarten. Es gibt zahlreiche Faktoren, die den zukünftigen Hafenbetrieb beeinflussen könnten, darunter die Neuordnung der TEN-T-Korridore sowie wachsende Nachhaltigkeitsanforderungen im Verkehrssektor. Während die Pläne auf den ersten Blick vielversprechend erscheinen, bleibt die Frage, ob sie den aktuellen und zukünftigen Anforderungen gerecht werden können.
Für detaillierte Informationen über die geplanten Entwicklungen im Hafen Riesa können die Berichte von MDR, SMWA und das Thesenpapier zur nachhaltigen Hafenentwicklung herangezogen werden.