
In Bolivien ist ein Haftbefehl gegen den ehemaligen Präsidenten Evo Morales erlassen worden, der unter dem Vorwurf steht, 2016 eine Jugendliche vergewaltigt zu haben. Richter Nelson Rocabado gab die entsprechende Entscheidung nach einer Anhörung in der Region Tarija bekannt. Morales erschien nicht zu dem Gerichtstermin, was zur Erlassung des Haftbefehls führte. Der Vorwurf, der sich gegen Morales richtet, geht davon aus, dass der Übergriff zur Geburt eines Kindes geführt hat, welches aus der mutmaßlichen Tat hervorging. Morales hat die Vorwürfe vehement zurückgewiesen und bezeichnet sich als „Opfer“ eines juristischen Feldzugs, den er auf seinen ehemaligen politischen Verbündeten, den heutigen Präsidenten Luis Arce, zurückführt. Arce, der seit 2020 im Amt ist, wird von Morales beschuldigt, gegen ihn zu intrigieren, um seine Teilnahme an den bevorstehenden Wahlen zu verhindern.
Bereits im Dezember 2024 war ein erster Haftbefehl gegen Morales erlassen worden, doch die aktuelle richterliche Anordnung hat zusätzliches Gewicht. Morales, der von 2006 bis 2019 Präsident war, lebt derzeit zurückgezogen in der Region Chapare, wo ihn ein großes Aufgebot von Wachleuten schützt. Diese umgehe die Bedrohungen, die im Zusammenhang mit den gegen ihn erhobenen Vorwürfen stehen. Er hat in der Vergangenheit versucht, seine politische Karriere neu zu beleben und plant, bei den bevorstehenden Wahlen gegen seinen ehemaligen Minister Luis Arce anzutreten, trotz der verfassungsmäßigen Beschränkungen, die ihm eine weitere Kandidatur untersagen.
Rechtliche Auseinandersetzungen und gesellschaftliche Spannungen
Die Situation um Morales wirft nicht nur rechtliche Fragen auf, sondern bringt auch tiefgreifende gesellschaftliche Spannungen an die Oberfläche. Während Morales vor den Vorwürfen flieht, werfen seine Anhänger der Regierung vor, mit Gewalteinheiten gegen ihn vorzugehen. Laut Berichten kam es sogar zu einem Zusammenstoß zwischen unterstützenden Demonstranten und der Polizei, als diese versuchte, Morales zu verhaften. Solche Szenen spiegeln die tiefen Risse in der bolivianischen Gesellschaft wider, die nach Morales‘ erzwungenem Rücktritt im Jahr 2019 entstanden sind, als er aufgrund massiver Proteste und militärischen Drucks gezwungen wurde, ins Exil zu gehen.
Der Vorwurf selbst hat für zivilgesellschaftliche Diskussionen gesorgt, insbesondere im Hinblick auf den Schutz von Minderheiten und die Rolle von Macht und Einfluss in sexuellen Übergriffen. Das Gerichtsverfahren gegen Morales wird voraussichtlich auch die gesellschaftliche Debatte über Gerechtigkeit und Wahrheit in Bolivien anheizen, die seit Jahren von politischer Polarisierung geprägt ist.
Persönliche Situation und Rückzug ins Private
Nach seinem Rückzug ins Exil lebte Morales zunächst in Mexiko, bevor er in seine Heimatregion zurückkehrte. Dort hat sich der Ex-Präsident in die Zentrale der Gewerkschaft der Kokabauer zurückgezogen. Diese Gewerkschaft hat eine lange Geschichte der politischen Mobilisierung und war ein entscheidender Unterstützer von Morales während seiner politischen Laufbahn. Morales, der in den ländlichen Gebieten von Chapare lebt, ist von loyalen Anhängern umgeben, die ihn vor drohenden Verhaftungen beschützen. Die Unterstützung seiner Anhänger könnte entscheidend sein, wenn es darum geht, Morales’ politische Ambitionen zu den bevorstehenden Wahlen zu beleben.
Die anhaltenden rechtlichen und politischen Herausforderungen, mit denen Morales konfrontiert ist, könnten letztendlich die politische Landschaft Boliviens erheblich beeinflussen. Wie sich die Situation weiter entwickelt, bleibt abzuwarten, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen und die Konsequenzen, die seine politischen Ambitionen nach dem Haftbefehl haben könnten. Der Haftbefehl, der möglicherweise von einem Richter noch genehmigt werden muss, stellt jedoch einen weiteren Tiefpunkt in der turbulenten Geschichte Morales‘ und seiner Beziehung zur bolivianischen Gesellschaft dar.
Für detailliertere Informationen zu den Vorgängen und den Hintergründen lesen Sie die Artikel von Sächsische, Zeit und AP News.