
In einer Zeit, in der bakterielle Infektionen weltweit eine zunehmende Bedrohung darstellen, hat die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) einen bedeutenden Schritt zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen unternommen. Die Universität hat von der globalen Partnerschaft CARB-X eine Förderung von rund 950.000 Euro (1 Million US-Dollar) erhalten, um die Entwicklung eines neuen Antibiotikums voranzutreiben. Laut JLU stellt die Forschung insbesondere eine Reaktion auf die hohe Resistenz von gramnegativen Bakterien dar, die für viele schwere Infektionen verantwortlich sind.
Die Naturstoff-Forschungsgruppe der JLU unter der Leitung von Prof. Dr. Till Schäberle arbeitet an einem neuartigen Peptid-Antibiotikum. Dieses soll das Protein BamA hemmen, das als potenzielles Ziel für die Behandlung gramnegativer Bakterien identifiziert wurde. Eine der größten Herausforderungen in der heutigen medizinischen Praxis ist, dass diese Bakterien häufig resistent gegen mehrere Antibiotika sind, was die Behandlung erschwert und die Heilungschancen sinken lässt.
Gefahren durch Antibiotikaresistenzen
Antibiotikaresistenzen, oder antimikrobielle Resistenzen (AMR), sind ein wachsendes Problem in der Gesundheitsversorgung. Laut BNITM werden Bakterien zunehmend unempfindlich gegen Standardtherapien, was die Behandlung von Erkrankungen wie Lungenentzündungen, Blutvergiftungen, Harnwegs- und Hautinfektionen erschwert. Besonders gefährdet sind dabei häufig vorkommende Erreger wie Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und Staphylococcus aureus.
Die WHO und das CDC listen diese resistenten Bakterien in ihren Berichten, da sie mit schwereren Krankheitsverläufen und höheren Sterberaten in Verbindung stehen. Schätzungen zufolge könnte AMR zwischen 2025 und 2050 zu 39 Millionen Todesfällen führen, wenn keine wirksamen Strategien zur Bekämpfung dieser Bedrohung implementiert werden.
CARB-X und der globale Kampf gegen Resistenzen
Die CARB-X-Initiative (Combating Antibiotic-Resistant Bacteria Biopharmaceutical Accelerator) fördert weltweit Projekte, die sich mit der Antibiotikaresistenz befassen. Seit ihrer Gründung hat CARB-X bereits 104 Projekte in 13 Ländern unterstützt, wobei 18 davon in die klinische Erprobung eingetreten sind. Diese Projekte zielen ausschließlich auf die in den Listen der CDC und WHO aufgeführten antibiotikaresistenten Bakterien ab. Die Entwicklung neuer Antibiotika ist somit von entscheidender Bedeutung, um die Herausforderungen im Gesundheitswesen zu bewältigen.
Die jüngste Finanzierungsrunde von CARB-X, die im März 2024 gestartet wurde, hat die Absicht, bestehende Lücken in der Antibiotika-Entwicklung zu schließen und die dringend benötigten Therapien für komplizierte Harnweg- und Lungeninfektionen, insbesondere bei Mukoviszidose-Patienten, zu optimieren. JLU ist somit Teil eines globalen Netzwerks, das sich dem Ziel verschrieben hat, die Gesundheitsversorgung durch innovative Ansätze zu verbessern.