
Die Zahl der unbegleitet nach Deutschland eingereisten Kinder und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen (NRW) hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Laut einer aktuellen Antwort des nordrhein-westfälischen Flüchtlingsministeriums auf eine Landtagsanfrage wurde im Jahr 2023 eine Rekordzahl von 7.668 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen registriert. Dies ist ein Anstieg von über 1.100 Personen im Vergleich zu 2022, als 6.529 registriert wurden. Schon in den Jahren zuvor war ein starker Anstieg zu verzeichnen, mit 2.490 Fällen im Jahr 2021 und 1.796 im Jahr 2020, wie ksta.de berichtet.
Der Großteil der geflüchteten Menschen aus verschiedenen Ländern sind Minderjährige. Viele fliehen aus schwerwiegenden Gründen wie drohender Genitalbeschneidung, dem Einsatz als Kindersoldat oder dem Risiko sexueller Gewalt. Diese Umstände zwingen sie oft dazu, den gefährlichen Weg in ein neues Land ohne Begleitung von Familienangehörigen auf sich zu nehmen. Dies sind nicht nur individuelle Schicksale, sondern gesellschaftliche Herausforderungen, mit denen der deutsche Staat und insbesondere NRW konfrontiert sind, erläutert mkjfgfi.nrw.
Steigende Kosten für Unterbringung und Betreuung
Die steigenden Zuzugszahlen haben nicht nur soziale, sondern auch finanzielle Auswirkungen. Die Kosten für die Unterbringung, Verpflegung und Betreuung dieser unbegleiteten Minderjährigen sind erheblich gestiegen. Im Jahr 2022 beliefen sich die Ausgaben auf 123,6 Millionen Euro, während die Prognose für 2023 bereits bei 164,6 Millionen Euro lag. Für 2024 werden sogar 284,4 Millionen Euro erwartet. Um diese Herausforderungen zu meistern, wurde rückwirkend zum 1. Januar 2024 eine Erhöhung der monatlichen Pauschalen pro Person um 15,81 % beschlossen. Kreise und kreisfreie Städte erhalten nun 1.013 Euro bzw. 1.303 Euro pro Monat für jeden unbegleiteten Minderjährigen.
Die neuen finanziellen Rahmenbedingungen schaffen zusätzliche Handlungssicherheit für die Kommunen, die aufgrund der hohen Zahl an geflüchteten Minderjährigen an ihre Belastungsgrenzen stoßen.
Probleme der Integration und Unterstützung
Die unbegleiteten Minderjährigen müssen in Deutschland ein asyl- und/oder aufenthaltsrechtliches Verfahren durchlaufen. Die gesetzlich festgelegten Kinder- und Jugendhilferechte bieten einen Unterstützungsrahmen, stehen jedoch in einem Spannungsverhältnis zum Ausländerrecht. Eine Handreichung aus Nordrhein-Westfalen beschreibt rechtliche Rahmenbedingungen, Verfahren und gute Praxisbeispiele, um den individuellen Unterstützungsbedarf dieser Jugendlichen zu decken. Ziel ist es, ihre gesellschaftliche, soziale und berufliche Integration zu fördern und ihnen eine Verselbständigung zu ermöglichen, so beschreibt auch bmfsfj.de die Situation und die Unterstützungsmöglichkeiten.
Köln stellt einen besonderen Brennpunkt dar, da die Stadt die meisten unbegleiteten Kinder aufgenommen hat. Die Zahlen zeigen, dass 2020 bereits 346 unbegleitete Minderjährige nach Köln kamen, im Jahr 2023 waren es erneut 478. Auch in anderen Städten in NRW, wie Düsseldorf (364), Bonn (118) und der Städteregion Aachen (452), wurde ein Anstieg festgestellt. Die Kommunen sehen sich hier mit der Herausforderung konfrontiert, geeignete Strukturen und Konzepte zur Unterstützung zu entwickeln, während die Bundesregierung und das Land NRW parallel dazu Ressourcen bereitstellen müssen, um die Situation zu bewältigen.