
Charlotte Knobloch, eine 92-jährige Holocaust-Überlebende und ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat erneut die Herausforderungen des jüdischen Lebens in Deutschland thematisiert. In ihrer Rolle als Gastprofessorin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf lud sie am 11. Februar 2025 zu einer Podiumsdiskussion ein, die sich mit der jüdischen Zukunft in Deutschland auseinandersetzt. Diese Veranstaltung ist die zweite im Rahmen ihrer Gastprofessur, die im Oktober 2024 begann und mit ihrer ersten Vorlesung „In Deutschland angekommen?“ eröffnet wurde. In dieser Vorlesung betrachtete Knobloch die gegenwärtige Position jüdischer Menschen und reflektierte über ihre persönliche Geschichte.
Die Universität hat betont, dass das jüdische Leben auch im Jahr 2025 weiterhin von enormen Herausforderungen geprägt ist. Extremismus und ein zunehmender Hass auf Juden stellen eine existenzielle Bedrohung dar. Dennoch werden auch die besseren Voraussetzungen für eine Normalität hervorgehoben, da eine Generation mit Deutsch als Muttersprache zunehmend in der Gesellschaft verankert ist. Knobloch selbst äußerte, dass die Entwicklungen in Deutschland eine beängstigende Rückkehr antisemitischer Ideologien darstellen.
Die Gefahren des Antisemitismus
In ihrer ersten Vorlesung machte Knobloch deutlich, dass Antisemitismus niemals verharmlost werden dürfe, da er nicht nur das jüdische Leben, sondern auch die Demokratie gefährdet. Rektorin Prof. Dr. Anja Steinbeck betonte in ihrer Begrüßungsrede die Wichtigkeit intellektueller Orientierung und politischer Bildung, um den wachsenden Antisemitismus und die Erfolge rechtsextremer Kräfte einzudämmen. „Antisemitismus schadet nicht nur den Juden, Antisemitismus schadet unserer Demokratie“, erklärte Knobloch.
Die Zuhörer waren sichtlich bewegt von den Schilderungen über den wachsenden Judenhass und die Erfolge rechtsextremer Bewegungen. Knobloch rief dazu auf, den Dialog mit jungen Menschen zu suchen und die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten. Die Veranstaltung, die als Auftakt zur Heinrich-Heine-Gastprofessur dient, soll dazu beitragen, das Bewusstsein für Toleranz und Freiheit zu stärken.
Historische Wurzeln und gegenwärtige Herausforderungen
Antisemitismus in Deutschland hat historische Wurzeln, die bis in die Antike zurückreichen. Nach dem Holocaust kam es zu einem veränderten Antisemitismus, der oftmals mit Verdrängung und Schuldumkehr einhergeht. In den ersten Jahren nach dem Krieg lebten etwa 250.000 Juden in Deutschland, viele von ihnen Überlebende des Holocaust. Trotz der Gründung neuer jüdischer Gemeinden kam es in den letzten Jahrzehnten zu einem Anstieg antisemitischer Gewalt, insbesondere im Kontext des Nahostkonflikts und während der Coronavirus-Pandemie, als Verschwörungstheorien wieder an Bedeutung gewannen.
Die Schändung der neuen Synagoge in Köln im Jahr 1959, als Hakenkreuze und antisemitische Parolen an die Wände geschmiert wurden, ist nur eines von vielen Beispielen für die anhaltenden antisemitischen Vorfälle in Deutschland. Laut einer Umfrage aus den 1950er Jahren waren damals 37% der Befragten extrem antisemitisch eingestellt.
Die bevorstehende Diskussion am 11. Februar wird unter dem Zeichen stehen, diesen Herausforderungen mit einem aktiven Dialog entgegenzutreten und die Erinnerungskultur zu stärken. Knobloch appelliert an die deutsche Gesellschaft, gemeinsam gegen Hass und Ausgrenzung vorzugehen. Nur durch Bildung und aktiven Austausch kann dem Antisemitismus nachhaltig entgegengetreten werden.
Für weiterführende Informationen über Knoblochs Ansichten und die aktuellen Herausforderungen des jüdischen Lebens in Deutschland, siehe die Berichte von Dewezet, Heinrich-Heine-Universität und bpb.