
Die wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa, insbesondere in den Südstaaten, zeigen ein überraschendes Bild im Vergleich zu Deutschlands stagnierender Wirtschaft. Laut Focus ergaben die Wirtschaftsdaten für 2024, dass Länder wie Portugal, Italien, Griechenland und Spanien ihre Schuldenstände reduzieren und ein positives Wirtschaftswachstum verzeichnen. Deutschland hingegen, die größte Volkswirtschaft Europas, hat in den letzten vier Jahren kein Wirtschaftswachstum erzielt und leidet unter Jobverlusten sowie einer fortschreitenden Deindustrialisierung.
Die Lage verschärft sich, da Prognosen von Prof. Michael Grömling voraussagen, dass die deutsche Wirtschaft im Jahr 2025 lediglich um 0,1 Prozent wachsen wird. Dies folgt auf zwei Jahre der Rezession. Im Vergleich dazu prognostiziert die EU-Kommission ein Wachstum von 2,3 Prozent für Spanien und Griechenland, 1,9 Prozent für Portugal und 1 Prozent für Italien. Ein überaus bedenklicher Trend für Deutschlands Wirtschaft, die am Rand der Abwärtsspirale steht.
Faktoren für das Wachstum in Südeuropa
Die positiven Entwicklungen in Südeuropa sind auf fünf Hauptfaktoren zurückzuführen:
- Trump-Bonus: US-Zölle könnten Deutschland härter treffen, während Südeuropa vom Binnenmarkt profitiert.
- Vorteil Zinssenkung: Zinssenkungen der EZB erleichtern die Geldbeschaffung.
- Tourismus: Die Branche hat sich erholt, was den Südländern zugutekommt.
- Abwanderung aus Deutschland: Unternehmen fliehen aufgrund von Bürokratie und höheren Kosten in den Süden.
- Brüssels Unterstützung: 80 Prozent des 800 Milliarden Euro Investitionsprogramms NextGenerationEU fließen in Südeuropa zur Modernisierung.
Inwieweit Deutschland von diesen Hilfsprogrammen profitiert, bleibt gering. Die Entwicklung der Staatsschuldenquote in der Region zeigt einen Abwärtstrend, unterstützt durch die fallenden Zinsen der EZB. Statistiken der Europäischen Union belegen, dass am Ende des zweiten Quartals 2024 die Bruttoschuldenquote im Euroraum bei 88,1 Prozent des BIP lag, im Vergleich zu 81,5 Prozent in der gesamten EU.
Entwicklung der Schuldenquoten
Die Zusammensetzung der Staatsschulden im Euroraum zeigt, dass 84 Prozent durch Schuldverschreibungen abgedeckt sind, während Kredite 13,4 Prozent ausmachen. Die höchsten Verschuldungsquoten im Verhältnis zum BIP wiesen im zweiten Quartal 2024 Griechenland (163,6 Prozent), Italien (137,0 Prozent) und Frankreich (112,2 Prozent) auf. Im Gegensatz dazu verzeichnen Länder wie Bulgarien (22,1 Prozent), Estland (23,8 Prozent) und Luxemburg (26,8 Prozent) die niedrigsten Quoten.
Die aktuelle wirtschaftliche Situation zeigt nicht nur die divergierenden Entwicklungsrichtungen innerhalb Europas, sondern auch die Herausforderungen, vor denen Deutschland steht. Mögliche Lösungsansätze müssen sowohl wirtschaftliche als auch strukturelle Reformen umfassen.