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Schulnamen: Wo die Frauen und jüdischer Widerstand fehlen!

Eine neue Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen beleuchtet die Namensgebung von Schulen in Deutschland. Historische Persönlichkeiten wie Montessori und Pestalozzi dominieren, während weibliche und jüdische Namen kaum vertreten sind. Die Ergebnisse wurden kürzlich in Gießen präsentiert.

Eine umfassende Studie zu Schulnamen in Deutschland, vorgestellt von der Justus-Liebig-Universität Gießen und KiKA, wirft Licht auf die Präferenzen und Defizite in der deutschen Erinnerungskultur. Daten von etwa 30.500 Schulen zeigen, dass Maria Montessori, Johann Heinrich Pestalozzi und die Geschwister Scholl die häufigsten Namensgeber sind. Diese Persönlichkeiten stehen für Werte, die in vielen Schulen vermittelt werden sollen.

Überraschende Ergebnisse der Erhebung sind, dass nur etwa 16% der Schulen, die nach historischen Persönlichkeiten benannt sind, einen weiblichen Namensgeber tragen. Dies unterstreicht die anhaltende Unterrepräsentation von Frauen im Bildungssystem, wo die Mehrheit der Schulen, insgesamt rund 60%, überhaupt keinen Namensgeber hat. Laut uni-giessen.de wurde die Studie am 14. Januar 2025 in der Sophie-Scholl-Schule in Gießen präsentiert.

Jüdischer Widerstand kaum gewürdigt

Besonders auffällig ist die geringe Anerkennung des jüdischen Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime. Laut den Ergebnissen verweisen weniger als 20 Schulen auf jüdische Widerstandskämpfer. Studienleiter Prof. Dr. Sascha Feuchert hebt hervor, dass die Vergabe von Schulnamen eng mit der Erinnerungskultur verknüpft ist und ein Defizit in der auffälligen Berücksichtigung jüdischen Lebens und Widerstands besteht. Einzig die Schulen, die nach den Geschwistern Scholl benannt sind, reflektieren den Widerstand im Kontext des NS-Regimes.

Die häufigsten Namensgeber zeigen eine klare Tendenz: In Westdeutschland sind 1% der rund 25.000 Schulen nach Maria Montessori benannt, während in Ostdeutschland 2% der insgesamt etwa 5.500 Schulen den Namen Pestalozzis tragen. Die Geschwister Scholl finden sich in 182 Schulen wieder, was ebenfalls den geringen Anteil von Schulen zeigt, die an den jüdischen Widerstand erinnern.

Streit um die Namensgebung

Die Auswahl eines Schulnamens ist oft nicht unumstritten. Diskussionen über die Werte und die Geschichte, die mit diesen Namen verbunden sind, führen immer wieder zu hitzigen Debatten. Laut juedische-allgemeine.de beleuchtet dies den anhaltenden Diskurs über das Erbe der Namensträger, während gleichzeitig die Repräsentation von Frauen und jüdischen Persönlichkeiten in diesem Kontext zu wünschen übrig lässt.

Die Studie basiert auf den Daten der Kultusministerien aller 16 Bundesländer und umfasst eine Vielzahl von anthropologischen und historischen Perspektiven. Nach den Ergebnissen tragen etwa 40% der Schulen einen Namensgeber und es gibt insgesamt 4.300 verschiedene Personen, nach denen Schulen benannt sind, darunter weniger bekannte Persönlichkeiten wie Udo Lindenberg in Bayern.

Diese Erkenntnisse sind nicht nur von akademischem Wert. KiKA hat das Projekt „Wir geben Schulen den Namen“ ins Leben gerufen, das Schülerinnen und Schülern durch animierte Kurzbeiträge auf unterhaltsame Weise die häufigsten Schulnamen näherbringt. Ein neues Format, das am 8. Januar 2025 begonnen hat, bietet ein Schulnamen-Quiz in der KiKA-Quiz-App an, um Wissen zu verbreiten und Diskussionen anzuregen, wie auf zdf.de erläutert wird.

Die Ergebnisse der Studie sind auf den Webseiten der Justus-Liebig-Universität und des KiKA einsehbar, um eine breitere Diskussion und Reflexion über Schulnamen und ihre Bedeutung zu fördern.

Referenz 1
www.uni-giessen.de
Referenz 2
www.juedische-allgemeine.de
Referenz 3
www.zdf.de
Quellen gesamt
Web: 16Social: 80Foren: 93