
Im Jahr 1710 war Johann Ludwig Andreae Pfarrer in Hausen an der Lauchert, einer Region, die heute zu Trochtelfingen gehört. Geboren 1669 in Meßstetten, stammte Andreae aus einer theologischen Familie. Er war Sohn eines evangelischen Pfarrers und hatte eine einschneidende Karriere, die von einem spektakulären Skandal überschatzt wurde. Andreae hatte mit seiner Frau Anna Rosina Spielbuehler, die er am 27. November 1693 heiratete, insgesamt sieben Kinder, darunter einen Sohn, Johann Philipp, und eine Tochter, die 1716 geboren wurde. Der Pfarrer erlangte jedoch viel Aufmerksamkeit aufgrund des schlechten Rufs, der ihn umgab; seine Frau beschuldigte ihn des Betrugs und der „liederlichen Künste“.
Andreae wurde schließlich nach Dürrwangen strafversetzt, wo er jedoch nicht lange blieb. In dieser Zeit geriet er unter Verdacht in ein Mordkomplott gegen Friedrich Wilhelm von Hohenzollern-Hechingen verwickelt zu sein. Diese brisante Situation resultierte aus einem nationalen Konflikt, da eine Gruppe von Verschwörern, der auch Andreae angehörte, sich gegen den katholischen Fürsten stellte, der wegen seiner Nähe zum protestantischen Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg in der Kritik stand. Der Plan sah vor, den Fürsten während einer Jagdveranstaltung zu ermorden.
Das Mordkomplott und seine Folgen
Die Verschwörer wurden entdeckt, und die anschließenden Ermittlungen führten zu einem langwierigen Gerichtsprozess, der über ein Jahr dauerte. Am 12. Februar 1712 wurde Andreae freigesprochen, doch nicht ohne Konsequenzen: Er wurde aus dem Pfarrdienst aufgrund seiner magischen Praktiken suspendiert. Diese Praktiken hatten ihn in den Augen der Behörden diskreditiert und trugen zu seinem unrühmlichen Ende in der württembergischen Kirche bei.
Nach der Suspendierung verließ Andreae seine Heimat und zog mit seinem Sohn nach Nürnberg. Dort erlebte er einen Neubeginn als Globenbauer. In dieser Zeit stellte Johann Philipp Andreae, der Sohn von Johann Ludwig, erfolgreich Globen, Sonnenuhren und Kompasse her. Einige dieser Kunstwerke sind bis heute erhalten, unter anderem Exponate im Nidwaldner Museum in Stans sowie in Bamberg.
Die Bedeutung von Johann Ludwig Andreae
Die Schaffensperiode von Johann Ludwig Andreae war nicht nur von persönlichen Dramen geprägt, sondern auch von bedeutenden Beiträgen zur Kartographie und Astronomie. Sein erster Globus entstand 1711 in Esslingen und er stellte mit erstaunlichem handwerklichem Geschick Globen in verschiedenen Größen her. Andreae arbeitete eng mit Samuel Faber zusammen und verwendete berechnete Sternenpositionen von Marco Vincenzo Coronelli, einem führenden Astronomen seiner Zeit.
Nachdem er um 1721 zurück nach Württemberg gelangte, wirkte er abermals als Pfarrer in Stuttgart, wo er bis zu seinem Tod im Juni 1725 tätig war. Seine Veröffentlichung „Mathematische und historische Beschreibung des gantzen Welt-Gebäudes“, die 1718 erschien, und sein späteres Werk „Coniglobium astronomicum geminatum denuo repertum et adauctum“ aus dem Jahr 1724, sind wertvolle Beiträge zur wissenschaftlichen Literatur seiner Zeit.
Heute wird Johann Ludwig Andreae nicht nur als Pfarrer, sondern auch als bedeutender Kartograph und Globenbauer anerkannt. Die Forschung zu seinem Leben und seinen Errungenschaften wird von Historikern wie Hans Gaab dokumentiert, der in seinem Buch „Der Globenbauer Johann Philipp Andreae“ die Umstände und das Erbe dieser faszinierenden Persönlichkeit zusammenstellt. Das Buch ist im Regensburger Verlag „Schnell und Steiner“ für 35 Euro erhältlich.