
Die Technische Universität München (TUM) hat jüngst bedeutende Fortschritte in der Forschung zur Umrüstung des Forschungsreaktors FRM II bekanntgegeben. Dabei geht es um die Möglichkeit, den Reaktor mit niedrig angereichertem Uran (LEU) zu betreiben. Diese Entwicklung wird von der Europäischen Union, dem deutschen Bund sowie dem Freistaat Bayern gefördert und erhält insgesamt 12,8 Millionen Euro an Fördermitteln. Davon kommen 7,6 Millionen Euro aus EU-Geldern und 5,2 Millionen Euro von den Ministerien für Wissenschaft auf Bundes- und Landesebene. TUM berichtet, dass insbesondere der wissenschaftliche Direktor des FRM II, Prof. Christian Pfleiderer, die Bedeutung dieser finanziellen Unterstützung für die Forschung in den Vordergrund stellt.
Die neue Forschungsreihe zielt darauf ab, den Reaktor mit einem Brennelement zu betreiben, das eine Anreicherung von weniger als 20 % Uran-235 aufweist. Solche Brennstoffe erfüllen die erforderlichen Sicherheitsstandards und sind mit den aktuellen Brennelementen kompatibel. Quelle zufolge bleibt der Neutronenfluss des FRM II mit dem neuen Brennstoff auf einem hohen Niveau, was für die wissenschaftliche Arbeit des Reaktors von entscheidender Bedeutung ist. Die Umrüstung erfolgt im Rahmen eines EU-weiten Projekts am TUM Center for Nuclear Safety and Innovations.
Bedeutung der Umrüstung für die Forschung
Prof. Thomas F. Hofmann, Präsident der TUM, hebt die Rolle des FRM II als wichtigen Standort für wissenschaftliche Untersuchungen hervor. Neutronen werden beispielsweise zur Analyse von Energiespeichermaterialien und Batterien genutzt. Dr. Christian Reiter und sein Team haben umfangreiche Simulationen durchgeführt, die die Möglichkeit eines LEU-Brennelements belegen. Sie bestätigen, dass der Reaktor ohne umfassende bauliche Änderungen betrieben werden kann. Forschung und Lehre ergänzt, dass die Berechnungen auch unabhängig vom Argonne National Laboratory (ANL) in den USA überprüft wurden.
Im Kontext der laufenden Diskussion über die Anreicherung von Uran hebt das bayerische Wissenschaftsministerium die Bedeutung der Forschungsstärke und Technologieoffenheit hervor. Wissenschaftsminister Markus Blume sieht in den aktuellen Entwicklungen eine Chance, die beeindruckende Tradition Bayerns in der Kernforschung weiter auszubauen.
Ausblick und Genehmigungsverfahren
Die Entscheidung über den neuen Brennstoff soll im Jahr 2023 fallen, ein Genehmigungsverfahren ist bis 2025 geplant. Dies ist besonders wichtig, da die Betriebsgenehmigung von 2003 eine Umrüstung auf niedrig angereicherten Brennstoff fordert. Der Betrieb des FRM II steht seit 2020 still, was auf vorherige Schäden zurückzuführen ist. Atomgegner kritisieren den Einsatz von hoch angereichertem Uran und verlangen, dass künftig Materialien mit weniger als 50 % Anreicherung verwendet werden.
Die Fortführung dieser Forschungen und die enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnern legt den Grundstein für eine nachhaltige Nutzung des FRM II. Prof. Dr. Peter Müller-Buschbaum, ebenfalls wissenschaftlicher Direktor des FRM II, ist überzeugt, dass die Voraussetzung für eine Entscheidung über die Zukunft des Reaktors geschaffen wurde.