
Schleswig-Holstein sieht sich derzeit mit einem besorgniserregenden Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) konfrontiert. Am 10. Januar 2025 wurde die hochgefährliche Tierseuche bei Wasserbüffeln in Brandenburg bestätigt, was landesweit für Alarmstimmung sorgt. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz bezeichnet die Situation als „sehr besorgniserregend“ und fordert Rinder-, Schweine- und Schafhalter auf, ihre Bestände zu sichern, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern. Der Virus breitet sich rasant aus und führt bei Jungtieren oft zu schnellem Verenden sowie zu Mattigkeit bei erwachsenen Tieren. Infizierte Bestände müssen in der Regel gekeult werden, was für die Halter sowohl emotional als auch wirtschaftlich ein schwerer Schlag wäre, so ln-online.de.
In Schleswig-Holstein leben derzeit 912.249 Rinder auf 6.565 Höfen, etwa 1 Million Schweine auf 500 Höfen und 198.000 Schafe bei 920 Haltern. Besonders betroffen ist der Kreis Herzogtum Lauenburg, wo 3544 Nutztierhalter registriert sind. Hier arbeiten sieben Veterinärmitarbeiter an gezielten Präventionsmaßnahmen. Bauern, die Tiere aus Brandenburg gekauft haben, müssen sich isoliert halten, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Wildschweine gelten als potenzielle Überträger des Virus, obwohl MKS für Menschen ungefährlich ist.
Vorbeugende Maßnahmen und Biosicherheit
Das Landwirtschaftsministerium hat einschneidende Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche empfohlen. Dazu gehören Biosicherheitsmaßnahmen, wie das Tragen von Schutzkleidung für Besucher und Tierärzte in Ställen. Zudem müssen Tiertransporte minimiert und Fahrzeuge regelmäßig gereinigt sowie desinfiziert werden. Fütterungen mit Essensresten sollten vermieden werden, und im Verdachtsfall auf eine Erkrankung sind sofortige Meldungen an den Tierarzt erforderlich. Veranstaltungen und Auktionen mit Tieren in Schleswig-Holstein sind vorübergehend untersagt, während Importverbote für tierische Lebensmittel aus betroffenen Regionen ausgesprochen worden sind.
Bereits jetzt haben erste Länder Importverbote verhängt; so hat Südkorea deutsches Schweinefleisch abgelehnt und die Niederlande importieren keine deutschen Kälber mehr. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des MKS-Ausbruchs sind bereits jetzt als „dramatisch“ für die Landwirte einzuschätzen. Niedersachsen hat als erste Region bereits Einschränkungen für Pferdesportveranstaltungen eingeführt.
Blauzungenkrankheit: Ein zusätzliches Sorgenkind
Zusätzlich zur MKS hat auch die Blauzungenkrankheit (BT) in Deutschland wieder an Bedeutung gewonnen. Nach einer massiven Ausbreitung von Juli bis September 2024 hat sich die Lage ab Oktober 2024 deutlich entspannt. Die BT ist eine virusbedingte, akut verlaufende Krankheit, die vor allem Rinder, Schafe und Ziegen betrifft. Die Übertragung erfolgt durch die Gnitzen (blutsaugende Mücken), die in den Sommermonaten besonders aktiv sind. Ab Oktober 2023 war der Erreger BTV-3 erstmals wieder in Deutschland nachgewiesen. Impfungen werden als Präventionsmaßnahme empfohlen, allerdings gibt es derzeit keinen zugelassenen Impfstoff gegen BTV-3 in Europa, obwohl das BMEL eine Eilverordnung für vorübergehende Impfungen von Tieren erlassen hat.
Um einer weiteren Ausbreitung vorzubeugen, sind gute Haltungsbedingungen und ständige Präventionsmaßnahmen zentral. Mit diesen Strategien sollen nicht nur die Tiere geschützt werden, sondern auch die Gesundheit des Menschen indirekt gefördert werden. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft arbeitet in enger Kooperation mit Veterinärbehörden, um die Tierseuchenbekämpfung auf nationaler und europäischer Ebene zu optimieren und zu koordinieren.