
Oliviero Toscani, der legendäre italienische Fotograf, ist am 13. Januar 2025 im Alter von 82 Jahren gestorben. Der gebürtige Mailänder, der 1942 zur Welt kam, erlangte in den 1980er Jahren große Berühmtheit für seine provokanten Werbekampagnen für die Modemarke Benetton. Er verstarb nach einer langen Krankheit in einem Krankenhaus in Cecina, Toskana, wo er aufgrund seiner Erkrankung an Amyloidose eingeliefert wurde.
Toscani, der die Fotografie als Kunstform verstand, die eine soziale Botschaft vermitteln sollte, hinterlässt seine Frau Kirsti und die gemeinsamen Kinder Rocco, Lola und Ali. Er litt seit etwa zwei Jahren an der unheilbaren Krankheit, die seine letzte Lebensphase prägte. Seine Karriere war geprägt von kontroversen und oft schrillen Werbeaktionen, die gesellschaftliche Themen in den Vordergrund rückten.
Provokante Kampagnen und Kontroversen
Sein Durchbruch kam 1992 mit der Zusammenarbeit mit Benetton, wo Toscani die Kunst der Werbung revolutionierte. Seine Kampagnen waren nicht nur auf den Verkauf von Kleidung ausgerichtet, sondern thematisierten auch soziale Missstände, Krankheit und Tod. Zu seinen berühmtesten Arbeiten zählt ein Bild von Aids-Aktivisten David Kirby, das die Realität der Epidemie eindringlich darstellt, sowie eine Kampagne, die nackte Körper mit dem Stempel „H.I.V. positive“ zeigte.
Gerade in den 1980er und 90er Jahren erlebte Toscani einen kometenhaften Aufstieg in der Werbewelt. Kampagnen wie der Kuss zwischen einem Priester und einer Nonne oder verstörende Bilder von Aids-Opfern sorgten international für Aufsehen und waren oft von scharfer Kritik umgeben. Toscani verstand es, die Grenzen der Kunst und Werbung zu überschreiten, was letztendlich dazu führte, dass Benetton-Mitgründer Luciano Benetton sich im Jahr 2000 von ihm distanzierte. Diese Auseinandersetzung resultierte aus einer besonders prägenden Kampagne, die Porträts von zum Tode verurteilten Gefangenen beinhaltete.
Ein Leben für die Fotografie
Toscani entdeckte seine Leidenschaft für die Fotografie bereits in jungen Jahren, als er im Alter von sechs Jahren seine erste Kamera erhielt. Sein frühes Interesse an gesellschaftlichen Themen spiegelte sich in seinem ersten veröffentlichten Bild wider, das die Witwe Mussolinis zeigte. Nach seinem Studium an der Kunstgewerbeschule Zürich begann er 1973 mit Werbefotografie für verschiedene Marken, bevor er mit Benetton eine Partnerschaft einging, die sein Leben und seine Karriere entscheidend beeinflusste.
2007 sorgte Toscani erneut für Schlagzeilen mit der Kampagne „No-Anorexia“, die auf den Schlankheitswahn der Gesellschaft aufmerksam machte. Diese Initiativen waren Ausdruck seiner Überzeugung, dass Kunst provozieren muss, um Wirkung zu erzielen. Trotz aller Kontroversen hielt er bis zu seinem Tod Kontakt zu Luciano Benetton und blieb der Marke Benetton in vielen Aspekten seiner Karriere verbunden.
Mit Toscanis Tod verliert die Welt einen Visionär, der nicht nur die Werbelandschaft, sondern auch die Art und Weise, wie soziale Themen in der Kunst behandelt werden, nachhaltig geprägt hat. Benetton gedenkt ihm und würdigt sein Lebenswerk mit einem emotionalen Post auf Instagram. Toscani hinterlässt ein Erbe, das weit über seine Fotografien hinausgeht und auch in der kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen bestehen bleibt.