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Unwort des Jahres 2024: Biodeutsch als Schande für unsere Gesellschaft

Am 13. Januar 2025 wurde das Unwort des Jahres 2024 an der Uni Marburg bekannt gegeben: "biodeutsch". Der Begriff schürt Diskriminierung und Alltagsrassismus. Entdecken Sie die Hintergründe und Reaktionen.

Am 13. Januar 2025 gab die Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Constanze Spieß von der Philipps-Universität Marburg das Unwort des Jahres 2024 bekannt: „biodeutsch“. Dieser Begriff gewinnt zunehmend an Bedeutung sowohl im öffentlichen Sprachgebrauch als auch in sozialen Medien und wird vor allem zur Abgrenzung und Abwertung von Menschen mit einer Migrationsbiographie verwendet. Ursprünglich als ironisch kritisiert, hat der Begriff eine alarmierende Wendung genommen und wird nun ernsthaft verwendet. Damit konstruiert er eine rassistische, biologistische Form von Nationalität, die sich mit anderen Ausdrücken wie „Passdeutsche“ und „echte Deutsche“ reiht. Solche Begriffe sind Ausdruck von Alltagsrassismus und Diskriminierung, die immer wieder angeprangert werden müssen, wie tagesschau.de festgestellt hat.

Die Jury zur Wahl des Unworts, bestehend aus renommierten Linguisten und einer Journalistin, verfolgt mit dieser Aktion das Ziel, auf diskriminierende Sprache aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein für die damit verbundenen gesellschaftlichen Probleme zu schaffen. So ist der Begriff „biodeutsch“ vor allem in rassistischen und nationalistischen Disputen besonders prominent, was zu einer spürbaren Spaltung innerhalb der Gesellschaft führt.

Statistiken und die öffentliche Relevanz

Die Wahl zum Unwort des Jahres ist ein bedeutendes Puzzlestück in der Auseinandersetzung mit Sprache und Diskriminierung in Deutschland. 2024 gab es insgesamt 3172 Einsendungen, wobei 655 unterschiedliche Begriffe vorgeschlagen wurden. Von diesen entsprachen etwa 80 den Kriterien für Unwörter. Der Begriff „Heizungsverbot“ belegt den zweiten Platz; dieser wird als irreführend angesehen und ist im Zusammenhang mit dem reformierten Gebäudeenergiegesetz ab dem 1. Januar 2024 zu sehen. Er suggeriert ein pauschales Verbot des Heizens, während es sich tatsächlich nur um den Neueinbau fossiler Heizsysteme handelt.

Ein weiteres, persönliches Unwort der Jury-Mitglieder ist „importierter Antisemitismus“. Dieser Begriff wird häufig im rechten Spektrum verwendet, um antisemitische Einstellungen insbesondere unter Migranten zu thematisieren. Solche Diskurse verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft steht, und die Notwendigkeit, diese Problematiken aktiv anzugehen.

Diskriminierung in der Gesellschaft

Der Gebrauch von diskriminierenden Begriffen ist nicht ohne Folgen. Laut einem aktuellen Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes wurden zwischen 2021 und 2023 über 20.600 Fälle von Diskriminierung registriert. Oftmals stehen ethnische Herkunft und rassistische Diskriminierung im Vordergrund. Die Dunkelziffer könnte noch deutlich höher sein, da Schätzungen zufolge etwa 16 bis 30 Prozent der Bevölkerung von Diskriminierung berichten.

Die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman fordert eine Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG), um angemessene Schutzmaßnahmen gegen Rassismus und Antisemitismus zu ergreifen. Zentrale Anliegen umfassen den Schutz vor Diskriminierung durch staatliche Stellen und eine erweiterte Berücksichtigung des Merkmals „Staatsangehörigkeit“.

Die Problematiken rund um diskriminierende Sprache und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft sind somit nicht nur sprachlicher Natur, sondern betreffen das Grundverständnis von Menschenwürde und demokratischen Prinzipien in Deutschland. Ein Umdenken in der öffentlichen Diskussion ist dringend erforderlich, um die Probleme von Diskriminierung und Rassismus wirksam zu bekämpfen.

Die Unwort-Fotoausstellung, die im März 2025 in Darmstadt stattfinden wird, soll ebenfalls dazu beitragen, die Gesellschaft für diese Themen zu sensibilisieren. Die Vernissage ist für den 21. März 2025 geplant und wird die Ergebnisse aus der Diskussion um diskriminierende Begriffe visuell aufbereiten.

Referenz 1
www.uni-marburg.de
Referenz 2
www.tagesschau.de
Referenz 3
www.antidiskriminierungsstelle.de
Quellen gesamt
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