
Die deutsch-iranische Aktivistin Nahid Taghavi ist nach mehr als vier Jahren in iranischer Haft endlich freigelassen worden. Ihre Tochter, Mariam Claren, bestätigte die Rückkehr ihrer Mutter nach Deutschland am Montag über den Onlinedienst X. Am Sonntag landete Taghavi in Deutschland und brachte ein Foto von sich und ihrer Tochter vom Flughafen mit.
Taghavi war im Oktober 2020 in Teheran verhaftet worden. Ihr wurde nahegelegt, Mitglied einer illegalen Gruppe zu sein, und sie erhielt ein hartes Urteil: Im August 2021 verurteilte ein iranisches Gericht sie zu einer Haftstrafe von zehn Jahren und acht Monaten, weil sie für Menschenrechte und vor allem Frauenrechte im Iran eintritt. Ihre Erfahrungen im berüchtigten Evin-Gefängnis und die vier verlorenen Jahre wurden von Mariam Claren mit Bedauern kommentiert. Dabei äußerte sie auch Freude über die Rückkehr ihrer Mutter.
Hafturlaub und Gesundheitszustand
Am 9. Januar 2025 wurde Taghavi von den iranischen Behörden in Hafturlaub entlassen, nachdem ihr Gesundheitszustand sich deutlich verschlechtert hatte. Sie war insgesamt 1.180 Tage inhaftiert. Während des Hafturlaubs, den ihre Tochter als eine Art „Hausarrest“ beschreibt, muss Taghavi eine elektronische Fußfessel tragen und darf sich nicht mehr als 1000 Meter von ihrem Zuhause entfernen.
Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte wiederholt die bedingungslose Freilassung Taghavis gefordert und die iranische Regierung aufgerufen, auch andere inhaftierte Doppelstaatler und gewaltlose politische Gefangene freizulassen. Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, betonte, dass Taghavi wegen der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert wurde.
Der Kontext der Menschenrechtslage im Iran
Die Freilassung von Nahid Taghavi wirft ein Licht auf die prekären Bedingungen von politischen Gefangenen im Iran. Im Land sind Menschenrechtsverletzungen weit verbreitet, zu denen auch Verschwindenlassen und Folter gehören. Die iranischen Behörden haben in der Vergangenheit die Proteste unterdrückt, die durch den Tod der 22-jährigen Mahsa (Zhina) Amini im September 2022 ausgelöst wurden, wobei unrechtmäßige Gewalt und Massenverhaftungen endemisch sind.
Im Jahr 2023 wurden im Iran mindestens 853 Menschen hingerichtet, was ein alarmierendes Zeichen für die politische Unterdrückung und die willkürliche Bestrafung von Dissidenten ist. Amnesty International betrachtet die Todesstrafe als ein Mittel der politischen Unterdrückung, insbesondere gegen Angehörige ethnischer Minderheiten.
Die Schicksale von Menschenrechtlern wie Nahid Taghavi verdeutlichen die dringende Notwendigkeit eines entschlossenen Handelns der internationalen Gemeinschaft, um gegen diese Verletzungen vorzugehen. Mao Amini und die Proteste „Woman Life Freedom“ fordert alle Menschen auf, für Gerechtigkeit und Menschenrechte im Iran einzutreten.
Der Weg zur vollständigen Gerechtigkeit und Gleichheit im Iran bleibt somit eine Herausforderung, während die Hoffnung auf Freiheit am Beispiel von Nahid Taghavi ein symbolisches Zeichen gesetzt hat.
Für weitere Informationen über die Menschenrechtssituation im Iran können Sie die Berichte von Amnesty Österreich und Amnesty Deutschland einsehen. Die aktuellen Entwicklungen wurden auch von t-online dokumentiert.