
Am 11. Januar 1985 ereignete sich auf der Heilbronner Waldheide eine verhängnisvolle Raketenexplosion, die nicht nur drei Menschenleben forderte, sondern auch die allgegenwärtige Angst vor einem atomaren Konflikt in der damaligen Bevölkerung wiederbelebte. Der Vorfall, der durch eine elektrische Entladung ausgelöst wurde, entzündete den Raketentreibstoff einer Pershing-II-Rakete und hinterließ 16 Verletzte, von denen einige schwer verwundet waren. Diese tragischen Ereignisse stehen nun 40 Jahre später im Fokus einer Erinnerungsveranstaltung, die am selben Datum stattfindet. SWR berichtet, dass der durch die Explosion verursachte Schock in der Heilbronner Bevölkerung zu massiven Protesten gegen die atomare Bedrohung führte.
Günter Baumann, ein Feuerwehrmann, war einer der ersten Retter am Unglücksort. Er schilderte, dass die gesamte Heilbronner Feuerwehr sofort ausrückte, um die brennende Raketenlafette mit Schaum und Wasser zu löschen. Trotz der hohen Gefahren arbeitete er konzentriert an den Löscharbeiten und dokumentierte heimlich die Geschehnisse. Wolfgang Theilacker, der erste Grünen-Stadtrat von Heilbronn, war damals aktiv im Widerstand gegen die Stationierung von Atomraketen und erhielt großen Zuspruch von den Bürgern, die sich gegen die atomare Bedrohung auflehnten.
Die Auswirkungen der Explosion auf die Gesellschaft
Die Explosion führte zu intensiven Protestaktionen in Heilbronn, bei denen Zehntausende Menschen für die Schließung des Raketenstandorts auf der Waldheide demonstrierten. Der Gemeinderat war sich einig und forderte einstimmig die Beseitigung des Raketenstandorts. Theilacker berichtete von einer tiefen Angst und Wut in der Bevölkerung, die sich in Protesten manifestierte, an denen bis zu 10.000 Menschen teilnahmen. Heilbronn.de ergänzt, dass der Abzug der US-Truppen und die damit verbundene atomwaffenfreie Zone in Heilbronn im Jahr 1990 als bedeutender Erfolg der Friedensbewegung gewertet wird.
Trotz der positiven Entwicklung sieht Theilacker die gegenwärtige Situation skeptisch, insbesondere im Hinblick auf die mögliche Stationierung neuer Raketen in Deutschland. Baumann plädiert dafür, solche Waffen nicht mehr in Ballungszentren zu lagern. Auf die Frage nach der heutigen Bedrohung für den Frieden sind sich beide Zeitzeugen einig: Die Gefahren scheinen größer als in den 1980er-Jahren.
Erinnerung und Gedenken
Pünktlich zum 40. Jahrestag werden verschiedene Veranstaltungen organisiert, die nicht nur den Unfall selbst, sondern auch die weitreichenden Auswirkungen auf die Gesellschaft beleuchten. Zu den Höhepunkten gehören Gedenkzeremonien am Gedenkstein der Waldheide und eine Reihe von Vorträgen und Diskussionen, die den historischen Kontext der Friedensbewegung und die Reaktionen auf den NATO-Doppelbeschluss reflektieren. Dazu wird ein Dokumentarfilm gezeigt, der die angespannten politischen Verhältnisse der damaligen Zeit illustriert.
Die Waldheide hat sich seit damals gewandelt und ist nun ein beliebtes Naherholungsgebiet. Diese Transformation von einem militärischen Standort zu einem Ort der Erholung steht symbolisch für den Wandel in der Gesellschaft und das Streben nach Frieden, einem Anliegen, das noch immer im Kontext der globalen geopolitischen Spannungen relevant bleibt. Geo informiert über die Friedensbewegung und die gesellschaftlichen Entwicklungen, die sich in den Jahrzehnten nach dem Kalten Krieg fortsetzten.