
Der Öltanker „Eventin“ ist in der Ostsee nördlich von Rügen manövrierunfähig geworden. Ein Stromausfall, kombiniert mit einem heftigen Sturm und Wellen von bis zu zweieinhalb Metern, erschwert die Situation erheblich. Heute, am 11. Januar 2025, wird der 274 Meter lange Tanker, der fast 100.000 Tonnen Öl von Ust-Luga in Russland nach Port Said in Ägypten transportiert, von einem Expertenteam der Bundespolizei unterstützt. Ein Hubschrauber hat das Team zur Sicherung der Schleppverbindungen an Bord geflogen, während zusätzlich zwei Schlepper, „VB Luca“ und „VB Bremen“, mobilisiert wurden, um die Havarie zu sichern, berichtet Tagesspiegel.
Das Havariekommando hat die private Reederei engagiert, um den Tanker zu sichern und möglicherweise später nach Rostock oder Dänemark abzuschleppen. Der Notschlepper „Bremen Fighter“ hat die „Eventin“ an eine Schleppverbindung genommen, um das Schiff stabil zu halten. Bisher ist eine Evakuierung der 24-köpfigen Besatzung, die aufgrund des Stromausfalls keine Positionslichter verwenden kann, nicht nötig, aber die nächsten Schritte werden laufend geprüft. Ein Sensorflugzeug, das die Gewässer überflog, stellte keine Ölverschmutzungen fest, was zunächst Erleichterung bringt. Greenpeace sieht die „Eventin“ als Teil der russischen Schattenflotte an, die von den westlichen Sanktionen betroffen ist, berichtet Zeit.
Die Schattenflotte und ihre Risiken
Die Schattenflotte bezeichnet eine Gruppe russischer Tanker, die oft unter unklaren Eigentumsverhältnissen Öl exportieren und damit versuchen, westlichen Sanktionen zu entkommen. Diese Praxis könnte den Krieg in der Ukraine mitfinanzieren. Laut Greenpeace hat sich seit Januar 2021 die Zahl der Fahrten russischer Öltanker in der Ostsee um 70 % erhöht. Im Jahr 2022 passierten rund 1.000 mit Öl beladene Tanker die deutsche Küste, was durchschnittlich zwei bis drei Schiffe pro Tag bedeutet, wie der Deutschlandfunk zusammenfasst.
Aktivisten von Greenpeace warnen vor den überalterten Tankern der Schattenflotte, die mit einem Durchschnittsalter von 17 Jahren als viel zu alt und unzureichend ausgestattet gelten. Die potenziellen Risiken sind laut der Umweltschutzorganisation alarmierend: schlechte Wartung, unzureichend ausgebildete Crews und fehlende Versicherungen gegen Umweltkatastrophen können im Ernstfall zu verheerenden Konsequenzen führen. Die EU hat bereits mehrere dieser Schiffe auf eine Sanktionsliste gesetzt, und es werden Forderungen nach weiteren Maßnahmen und besserer Überwachung laut.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat erneut Russland kritisiert und betont, dass die Schattenflotte nicht nur eine Gefahr für die Umwelt darstellt, sondern auch den Tourismus in der Region gefährdet. Ihre litauischen Amtskollegen fordern entschlosseneres Handeln gegen diese Gefahren. Bisher hat die EU mehrere Tanker auf eine Sanktionsliste gesetzt, um die europäische Sicherheit zu erhöhen und den Druck auf Russland zu verstärken.