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Öltanker vor Rügen manövrierunfähig: Gefahr für die Ostsee?

Ein manövrierunfähiger Öltanker vor Rügen sorgt für Aufregung. Mit 99.000 Tonnen Öl geladen, stellt er Fragen zur Sicherheit und zur umstrittenen Schattenflotte Russlands in der Ostsee.

Ein dramatischer Vorfall ereignete sich heute in der Ostsee, als der unter panamaischer Flagge fahrende Öltanker „Eventin“ mehrere Stunden manövrierunfähig vor Rügen trieb. Das Schiff transportierte 99.000 Tonnen Öl und wurde aufgrund eines unerwarteten Maschinenausfalls erstmalig zum Stillstand gezwungen. Wie maz-online.de berichtet, waren deutsche Einsatzkräfte schnell vor Ort, und der Notfallschlepper „Bremen Fighter“ übernahm das Schiff, um es in einen sicheren Hafen zu schleppen.

Die Umstände zu dem Vorfall sind noch unklar, jedoch gelang es dem Havariekommando, die Situation zu stabilisieren. Es bestand keine unmittelbare Gefahr für die Umwelt, da das Schiff, nach ersten Informationen, dicht ist. Die Besatzung blieb während des gesamten Geschehens an Bord des Tankers, eine Evakuierung war somit nicht notwendig. Während der Havarie herrschte mäßiger bis frischer Wind.

Die Schattenflotte und ihre Gefahren

Dass dieser Vorfall mit der sogenannten „Schattenflotte“ in Verbindung stehen könnte, wirft ernsthafte Fragen auf. Diese Schattenflotte, bestehend aus vielen alten Tankern, hat die Exporte von russischem Öl durch die Ostsee erheblich gesteigert. Laut einer Analyse von Deutschlandfunk sind seit Januar 2021 die Fahrten dieser Tanker um 70% gestiegen. Rund 1.000 mit Öl beladene Tanker passierten im letzten Jahr die deutsche Küste, was zwei bis drei Schiffe täglich entspricht.

Die durchschnittliche Lebensdauer dieser Tanker beträgt 17 Jahre, was von Experten als „zu alt“ angesehen wird. Diese Schiffe, oft mit unklaren Eigentumsverhältnissen, stellen ein hohes Risiko für die Umwelt dar. Greenpeace warnt eindringlich vor den Gefahren, die von einer potentiellen Ölpest ausgehen könnten, und fordert stärkere Maßnahmen gegen diese Tanker. Schätzungen zufolge besteht die Schattenflotte aus etwa 591 Tankern. Viele dieser Schiffe kreuzen Naturschutzgebiete wie die Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht.

Politische und wirtschaftliche Hintergründe

Russland nutzt die Schattenflotte, um den Codex der internationalen Sanktionen, die seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine verhängt wurden, zu umgehen. Trotz der Restriktionen, wie dem EU-Embargo für russische Ölimporte, finden sich neue Märkte, insbesondere in China, Indien und der Türkei. Dies hat konkret dazu geführt, dass Russland durch Ölexporte enorme Einnahmen generiert, die sogar die international erhaltenen Hilfen für die Ukraine übersteigen, wie Präsident Selenskyj anmerkte.

Die Europäische Union hat bereits reagiert und 27 Schattentanker auf eine Sanktionsliste gesetzt. Dennoch fordert Greenpeace eine Ausweitung dieser Maßnahmen auf 200 Frachter, um die Überwachung zu verschärfen. Das Europäische Parlament hat ebenfalls dringend ein hartes Durchgreifen gegen die Schattenflotte gefordert. Die Sicherheit der Ostsee und die Wahrung des ökologischen Gleichgewichts stehen auf dem Spiel.

Insgesamt zeigt der Vorfall mit der „Eventin“ beispielhaft die Risiken, die von der Schattenflotte ausgehen, und die Notwendigkeit, entschieden gegen diese Gefahren vorzugehen. Die Kombination aus veralteten Schiffen, unzureichender Wartung und einem Mangel an Transparenz bei den Eigentumsverhältnissen könnte im Extremfall katastrophale Folgen für die empfindlichen Ökosysteme der Ostsee haben.

Referenz 1
www.maz-online.de
Referenz 2
www.deutschlandfunk.de
Referenz 3
www.similarweb.com
Quellen gesamt
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