
Deutschland steht vor einer drängenden Herausforderung in der Organspendenpolitik. Die Zahl der Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, übersteigt die vorhandenen Spender deutlich. Aktuell stehen rund 8.260 Patienten auf der bundesweiten Warteliste, darunter über 930 allein in Baden-Württemberg. Während die durchschnittliche Wartezeit für eine neue Niere etwa acht Jahre beträgt, sank die Zahl der Organspender in Baden-Württemberg im letzten Jahr auf 132, was fünf weniger als im Vorjahr entspricht. Dies führt dazu, dass die Organspenderquote im Südwesten bei 11,8 Spendern pro eine Million Einwohner liegt, bundesweit jedoch lediglich 11,4 beträgt, wie bnn.de berichtet.
Im Jahr 2022 wurden in Baden-Württemberg 966 Organe benötigt, von denen 723 Nieren, 108 Lebern, 44 Lungen und 60 Herzen waren. Diese Nachfrage verdeutlicht die Notwendigkeit, die Organspendebereitschaft zu erhöhen. Gesundheitsminister Manne Lucha fordert eine gesetzlich verankerte Widerspruchslösung für Organspenden, um die Situation zu verbessern. Derzeit müssen Menschen ihren Willen zur Organspende schriftlich oder mündlich mitteilen; andernfalls entscheiden die Angehörigen, was in vielen Fällen zu Unsicherheit und Unklarheiten führt.
Gesetzesinitiativen und Widerspruchslösung
Der Bundesrat hat im Juli 2024 einen Gesetzentwurf zur Einführung einer Widerspruchslösung eingebracht, um die Zahl der Organspenden anzuheben. Acht Bundesländer, darunter auch Baden-Württemberg, unterstützen diesen Vorstoß. Bei einer solchen Regelung würde jede Person nach ihrem Tod grundsätzlich als Organspender gelten, es sei denn, sie hat zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen. Eine Abstimmung im Bundestag über diese Regelung ist im Frühjahr 2025 geplant, wie Deutschlandfunk berichtet.
Aktuell gilt in Deutschland die Zustimmungslösung, die es erfordert, dass der potenzielle Spender seine Entscheidung in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung festhält. Auch wenn etwa 40 % der Deutschen einen Organspendeausweis besitzen, zeigt eine Umfrage von 2018, dass 72 % der Befragten zur Organspende bereit wären. Dennoch dokumentiert nur ein Drittel dieser Personen ihre Entscheidung.
Internationale Vergleiche und die Rolle von Eurotransplant
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Deutschland im Bereich der Organspenden hinten ansteht. Während in Spanien über 46 Spenden pro eine Million Einwohner verzeichnet werden, hat Deutschland nur 10,3 postmortale Organspender je eine Million Einwohner. Organe werden über die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant verteilt, die in mehreren Ländern aktiv ist, darunter Belgien, Kroatien und die Niederlande. Ziel der Organisation ist es, die Kompatibilität zwischen Spender und Empfänger zu fördern und die Anzahl der erfolgreichen Transplantationen zu erhöhen.
Im Jahr 2023 wurden deutschlandweit rund 3.646 Organe transplantiert, wobei die Niere das am häufigsten transplantierte Organ war. In der Eurotransplant-Warteliste waren im gleichen Jahr 13.498 Personen registriert. Trotz steigender Zahlen der gespendeten Organe, die in Baden-Württemberg im Jahr 2023 auf 417 stiegen (im Vorjahr 397), bleibt der Bedarf an Organen weiterhin alarmierend hoch. Die Problematik der Organspende erfordert dringend umfassende Lösungen und einen gesellschaftlichen Diskurs, um sowohl rechtliche als auch ethische Aspekte zu berücksichtigen, wie Statista erläutert.