
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland wird zunehmend von Unternehmensinsolvenzen geprägt. Im Oktober 2023 verzeichnete das Statistische Bundesamt einen außergewöhnlichen Anstieg der Insolvenzen um 35,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist der höchste Anstieg seit einem Jahrzehnt und spiegelt die angespannte wirtschaftliche Lage wider. Besonders besorgniserregend ist, dass die Zahl der Insolvenzen in diesem Sektor weiter zunimmt. Creditreform rechnet für 2023 mit etwa 22.400 Unternehmensinsolvenzen, dem höchsten Stand seit 2015.
Im Dezember 2023 wurden 13,8 Prozent mehr Insolvenzverfahren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eröffnet. Experten gehen davon aus, dass dieser Trend sich im Jahr 2024 fortsetzt, mit einer prognostizierten Zunahme auf über 32.000 Insolvenzverfahren. Diese Entwicklungen sind nicht nur auf die Nachwirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen, sondern auch auf anhaltend hohe Energiekosten, politische Unsicherheiten sowie eine spürbare Konsumzurückhaltung. Viele Unternehmen sehen sich zudem mit einer überbordenden Bürokratie konfrontiert。
Branchen im Fokus
Die Insolvenzen betreffen unterschiedliche Wirtschaftszweige in unterschiedlichem Ausmaß. Der Verkehrssektor zeigt eine hohe Insolvenzgefährdung, obwohl im vergangenen Jahr weniger Insolvenzen verzeichnet wurden. Im Baugewerbe gab es ebenfalls einen vergleichsweise schwachen Anstieg in der Insolvenzgefährdung, während die Krisenentwicklung insbesondere Bauträger, Projekt- und Immobilienentwickler tangiert.
Besonders alarmierend ist die Situation im Gesundheits- und Sozialwesen, wo sich die Insolvenzgefährdung nahezu verdoppelt hat. Krankenhäuser und größere Pflegeeinrichtungen sind hier häufig von Zahlungsunfähigkeit betroffen. Laut IFM Bonn ist auch im Bereich Information und Kommunikation sowie im Gastgewerbe ein Anstieg der Insolvenzgefährdung zu beobachten.
Gesamtzahlen und Auswirkungen
Im Jahr 2023 wurden insgesamt etwa 110.200 Insolvenzen in Deutschland registriert, was 31.000 weniger als im Jahr 2013 entspricht. Nach Angaben von Statista gab es in diesem Jahr rund 17.814 Firmeninsolvenzen, wobei Nordrhein-Westfalen die höchste Zahl aufwies. Im Dienstleistungssektor entfielen 59 Prozent der Insolvenzen, was die Verwundbarkeit dieses Bereichs in der aktuellen wirtschaftlichen Phase unterstreicht.
Die finanziellen Schäden durch Insolvenzen werden im Jahr 2024 auf etwa 56 Milliarden Euro geschätzt, was einem Anstieg von fast 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die wirtschaftlichen Verwerfungen, die durch Unternehmensinsolvenzen herbeigeführt werden, könnten zu einem Verlust von 320.000 Arbeitsplätzen führen. Damit steht die deutsche Wirtschaft vor großen Herausforderungen, die durch die stärkeren Insolvenzzahlen und daraus resultierenden wirtschaftlichen Verwerfungen noch verstärkt werden.