
Am 9. Januar 2025 fand auf der Plattform X ein bemerkenswertes Livestream-Interview zwischen Elon Musk und Alice Weidel, der Co-Vorsitzenden der umstrittenen rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD), statt. In einer Zeit vor den bevorstehenden nationalen Wahlen in Deutschland, die am 23. Februar stattfinden, wurde das Gespräch von Musk als eine Möglichkeit angekündigt, die Botschaft der AfD zu verstärken. Über 200.000 Zuschauer verfolgten das Geschehen online, während die Diskussion sowohl politische als auch nicht-politische Themen abdeckte.
Musk äußerte sich während des Interviews optimistisch über die Zukunft und beantwortete Weidels Fragen zu verschiedenen Themen, darunter auch der Krieg und die Rolle seiner „Regierung“. Auf die provokante Frage, ob er an Gott glaube, antwortete Musk, dass er es nicht wisse, jedoch an ein Wesen glaube, das man Gott nennen könnte. Diese Fragen scheinen den Gesprächsverlauf aufzulockern, denn Weidel berichtete, dass sie ebenfalls auf der Suche nach Glauben sei.
Politische Einordnung und Kritisierte Themen
Die politische Dimension des Gesprächs wurde durch Weidels Kritik an der Energiepolitik der Merkel-Regierung verstärkt. Sie beschwerte sich über die Schwierigkeiten, in Deutschland Geschäftsgenehmigungen zu erhalten, was Musk zum Schmunzeln brachte. Musk erinnerte auch an die umfangreiche Bürokratie bei der Genehmigung seines Tesla-Werks in Brandenburg, wo allein für die Genehmigungen 25.000 Seiten Papier benötigt wurden. Musk machte keinen Vorwurf an die Beamten, sondern forderte eine Reform der bestehenden Gesetze.
Ein weiterer kritisierter Punkt war der Atomausstieg in Deutschland, den Weidel als Ruinierung des Rückgrats der Energiepolitik bezeichnete. Musk selbst stimmte Weidel in dieser Hinsicht teilweise zu und empfahl, für die AfD zu wählen, um die hohen Steuern und die übermäßige Einwanderung zu bekämpfen. Sein Kommentar, dass der Shutdown der Kernkraftwerke ein Fehler war, passt in die allgemeine Skepsis der AfD gegenüber der aktuellen Regierung.
Kritik und Falschaussagen
Trotz der unmissverständlichen politischen Botschaft, die Musk vermittelte, wurden einige der Äußerungen von Weidel aus fachlichen Gründen in Frage gestellt. Während sie behauptete, dass Deutschland die höchsten Steuern in der OECD habe, stellte der Faktencheck fest, dass Belgien eine höhere Steuerbelastung aufweist. Die durchschnittliche Steuerbelastung für unverheiratete Arbeitnehmer in Deutschland beträgt derzeit 47,9 Prozent.
In der Diskussion über das Bildungssystem hinterfragte Weidel die Relevanz von Genderstudien im Unterricht und behauptete, Schüler würden ausschließlich solche Inhalte lernen. Diese Aussage wurde jedoch als verkürzt betrachtet, da Gender-Themen in den Lehrplänen der meisten Schulfächer keine zentrale Rolle spielen. Außerdem wurde Weidels Behauptung über Hitlers Ideologie als sozialistisch von den meisten Geschichtsforschern zurückgewiesen, die den Nationalsozialismus eher als eine politische Bewegung basierend auf völkischer Identität betrachten.
Zusammenfassend wurde das Gespräch als „unglaublich interessant“ bezeichnet, wobei Weidel und Musk in ihrer Philosophie und Neugier einen gemeinsamen Nenner fanden. Letztlich war das Livestream-Interview nicht nur eine Plattform für politische Ansichten, sondern auch eine Momentaufnahme der aktuellen gesellschaftlichen Debatten und deren Wahrnehmung durch prominente Persönlichkeiten.