
Am 9. Januar 2025 gab die Universität Bielefeld den Start eines EU-geförderten Projekts bekannt, das darauf abzielt, den Mathematikunterricht durch gezielte Integration von Mehrsprachigkeit zu verbessern. Das Projekt mit dem Namen CaLSAM, was für „Content-and-language-sensitive Approach to Multilingualism in School“ steht, erhält eine Fördersumme von 400.000 Euro aus dem Erasmus+-Programm der Europäischen Union und hat eine Laufzeit von drei Jahren.
Das Hauptziel von CaLSAM ist die Förderung eines verständnisorientierten Lernens, indem die sprachliche Vielfalt in europäischen Klassenzimmern genutzt wird. Angesichts der weit verbreiteten Mehrsprachigkeit, die durch Migration und eine lange Geschichte sprachlicher Vielfalt in vielen europäischen Ländern bedingt ist, ist dieses Projekt besonders relevant. Lehrkräfte sollen in die Lage versetzt werden, die sprachliche Heterogenität der Schüler gewinnbringend in ihren Unterricht zu integrieren.
Wissenschaftliche Grundlagen und Ausbildung
Wissenschaftliche Studien belegen, dass ein sprachsensibler Fachunterricht sowohl die Sprachkompetenz der Schüler als auch deren fachspezifisches Lernen stärken kann. Prof’in Dr. Kerstin Gerlach von der Universität Bielefeld leitet das Projekt und betont die Notwendigkeit, spezifische Aus- und Fortbildungsmodule für (angehende) Lehrkräfte zu entwickeln. Diese Module werden praktische Materialien sowie digitale Werkzeuge bereitstellen, um Mehrsprachigkeit im Mathematikunterricht gezielt zu nutzen.
Das Projekt ist in drei Phasen gegliedert. Die erste Phase beschäftigt sich mit der Entwicklung theoretischer und methodischer Leitlinien sowie eines modularen Aus- und Weiterbildungsprogramms. In der zweiten Phase werden digitale Unterrichtsmaterialien wie Präsentationen und Erklärvideos in einem Medienlabor erstellt und in Pilotprogrammen getestet. Die dritte Phase sieht die Implementierung der Module in verschiedenen Formaten vor, darunter Seminare für Lehramtsstudierende, Präsenz-Fortbildungen und Online-Kurse für aktive Lehrkräfte.
Internationale Zusammenarbeit und nachhaltige Ziele
Ein integriertes Feedbacksystem wird eingerichtet, um die Module und Materialien kontinuierlich weiterzuentwickeln. Zudem wird das Projekt von einem internationalen Netzwerk aus Partneruniversitäten aus Irland, Norwegen, der Türkei und der Schweiz unterstützt. Das langfristige Ziel besteht darin, nach dem Abschluss des Projekts Ende 2027, eine nachhaltige Wirkung zu erzielen und den freien Online-Zugang zu den Trainingsprogrammen und Materialien für die Aus- und Fortbildung von Mathematiklehrkräften in Europa zu gewährleisten. Diese Initiative fördert Mehrsprachigkeit als wertvolle Ressource für einen modernen Mathematikunterricht in europäischen Schulen.
Ein weiteres verwandtes Projekt, das die Mehrsprachigkeit im Mathematikunterricht adressiert, ist „Exploiting the Power of Multiple Languages for Mathematics Learning“. Dieses EU-geförderte Projekt wird vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik geleitet. Hier liegt der Fokus auf der Transferforschung zu sprachbildenden Ansätzen für Lehrkräfte und dem internationalen Austausch zwischen Forschenden, Lehrkräften und Lehrkräftebildenden. Das Projekt umfasst Partnerinstitutionen aus den Niederlanden und Norwegen und erhält eine Förderung in Höhe von 76.326 Euro aus dem Erasmus-Programm.
Zusammen zeigen diese Initiativen, wie wichtig die Einbeziehung von Mehrsprachigkeit für den Bildungserfolg in der Mathematik sein kann. Durch gezielte Programme und Unterstützung wird angestrebt, den Schulen ein effektives Werkzeug an die Hand zu geben, das die sprachlichen und mathematischen Fähigkeiten der Schüler miteinander verknüpft.
Mehr Informationen zu den Projekten finden Sie in den Beiträgen von Universität Bielefeld und DZLM.