
35 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer bleibt das Interesse an den Stasi-Akten ungebrochen. Im Jahr 2024 reichten über 28.000 Bürger Anträge zur Einsichtnahme in ihre Unterlagen beim Bundesarchiv ein, eine beachtliche Zahl, die die anhaltende Bedeutung der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit unterstreicht. Diese Zahlen zeigen den steigenden Wunsch nach Einsicht in die persönliche Geschichte und die Ereignisse während der SED-Diktatur. Laut Angaben von freiepresse.de stiegen die Anträge seit 2022 kontinuierlich an. 2022 wurden noch 28.571 Anträge gestellt, während die Zahl im Jahr 2023 auf 30.696 anwuchs.
Die Stasi, das Ministerium für Staatssicherheit der DDR, führte umfangreiche Überwachungs- und Repressionsmaßnahmen gegen die eigene Bevölkerung durch. Die dadurch geschaffenen Akten dokumentieren nicht nur die Ausspähung und Verfolgung von Bürgern, sondern sind von wesentlicher Bedeutung für die Forschung zur Geschichte der DDR und zum SED-Unrecht. Bis heute sind seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 über 7,5 Millionen Anträge auf Stasi-Unterlagen eingegangen, wobei über 3,4 Millionen davon von Bürgern selbst initiiert wurden, wie rnd.de berichtet.
Dokumentation und Zugang zu den Akten
Im Bundesarchiv stehen derzeit rund 111 Kilometer an Stasi-Akten zur Verfügung. Über 51 Kilometer davon wurden bereits durch die Stasi selbst archiviert. Zusätzlich fanden die Bürgerrechtler während der Wende 60 Kilometer unsortierte Akten in Stasi-Büros, von denen mittlerweile 94 Prozent erschlossen sind. Diese Bestände sind nicht nur für Historiker, sondern auch für betroffene Bürger zugänglich, was die Möglichkeit zur Aufarbeitung der persönlichen Geschichte erleichtert. Der Bundesarchiv-Präsident Michael Hollmann betont, dass die Einsichtnahme in diese Unterlagen eine gesamtgesellschaftliche Erfolgsgeschichte darstellt und die Notwendigkeit unterstreicht, an das begangene Unrecht zu erinnern, so kulturstaatsministerin.de.
Die Stasi-Akten wurden nach rechtsstaatlichen Grundsätzen zugänglich gemacht, insbesondere durch die Schaffung des Amtes des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des MfS (BStU) nach der Wiedervereinigung. Zudem wurden die Aufgaben der Stasiunterlagenbehörde im Jahr 2021 in das Bundesarchiv überführt, wodurch die Zugänglichkeit der Dokumente gewährleistet bleibt. Betroffene haben weiterhin die Möglichkeit, auf Antrag Einsicht in ihre Stasi-Akten zu nehmen.
Für viele Menschen ist die Einsichtnahme in ihre Stasi-Unterlagen ein Schritt zur persönlichen Aufarbeitung eines teils schmerzhaften Erbes und zur Rückerlangung von Kontrolle über die eigene Geschichte, während die Gesellschaft insgesamt aus der Vergangenheit lernt.