
Nato-Generalsekretär Mark Rutte händigt sein Plädoyer für die europäische Sicherheit an den neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump. Rutte setzt sich dafür ein, dass Trump europäischen Partnern einen leichteren Zugang zu US-Waffensystemen ermöglicht. Dies könnte die Rüstungsimporte aus den USA, die jetzt schon Hunderte Milliarden Dollar kosten, erheblich steigern. Besonders im Fokus steht die Nachfrage nach Patriot-Raketenabwehrsystemen, die mit rund zwei Milliarden Dollar pro Stück zu Buche schlagen.
Momentan dauert es lange, die benötigten Patriot-Systeme nach Europa zu transportieren. Rutte erwartet, dass Trump als Präsident Druck auf europäische Länder ausüben wird, die bislang nicht ausreichend hohe Verteidigungsausgaben haben. Trump hatte bereits während seiner ersten Amtszeit mit einem NATO-Austritt gedroht und fordert, dass alle NATO-Verbündeten fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Verteidigung investieren. Dies würde für Deutschland und andere Nationen eine Verdopplung der aktuellen Verteidigungsausgaben darstellen.
Die Reaktionen auf Trumps Forderungen
Die Reaktionen auf Trumps Forderung nach fünf Prozent BIP für die Verteidigung sind unterschiedlich. SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese bezeichnet sie als „Irrsinn“, während CDU-Chef Friedrich Merz die Zahl als „irrelevant“ ansieht. FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann kritisiert die Forderung als unrealistisch. Kanzler Olaf Scholz hat eine Erhöhung des Wehretats auf 3,5 Prozent abgelehnt. Dies zeigt, dass die deutsche Regierung sich weigert, den Druck von Trump nachzugeben.
Aktuell streben die NATO-Staaten mindestens zwei Prozent ihres BIP für Verteidigungsausgaben an, Deutschland gibt momentan etwa diesen Prozentsatz aus. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat früher betont, dass die Mitgliedstaaten ihre Verpflichtungen einhalten müssen. Interessanterweise zeigt eine Schätzung für 2024, dass etwa zwei Drittel der 32 NATO-Staaten das Zwei-Prozent-Ziel erreichen sollten.
Die aktuelle Situation der Rüstungsindustrie
Inzwischen investieren die europäischen Alliierten bereits über zwei Prozent ihres BIP in die Verteidigung. Rutte warnt: Ohne höhere Ausgaben entstünden in vier bis fünf Jahren schwerwiegende Probleme mit der Abschreckung gegenüber Russland. Gerade in der aktuellen geopolitischen Lage wächst die Nachfrage nach militärischen Gütern und Dienstleistungen. Russland bleibt ein zentrales Sicherheitsrisiko, und eine Liberalisierung des US-Verteidigungsmarktes könnte es europäischen Ländern erleichtern, die nötigen Investitionen zu tätigen.
Die NATO hat kürzlich berichtet, dass sie und die europäischen Alliierten 2024 die Verteidigungsausgaben um 17,9 Prozent erhöht haben, die größte Steigerung seit Jahrzehnten. Diese Entwicklung könnte deutschen Politikern helfen, höhere Rüstungsbudgets durchzusetzen. Vergleichend dazu hat Polen mit 4,12 Prozent die höchsten Rüstungsbudgets, gefolgt von Estland mit 3,43 Prozent und den USA mit 3,38 Prozent, während Spanien und Italien unter zwei Prozent liegen.
In der wachsenden Diskussion ist das unverändert hohe Interesse an US-Verteidigungssystemen zu erkennen. Rutte hebt zudem hervor, dass eine Lockerung der restriktiven Bestimmungen des US-Verteidigungsmarktes auch möglicherweise politische Streitigkeiten über den Kauf von Waffensystemen aus Nicht-NATO-Ländern, wie dem von der Türkei eingesetzten russischen S-400-System, mindern könnte. In diesem Kontext wird klar, dass Trump, trotz vorheriger Drohungen eines möglichen NATO-Austritts, nun in der Position ist, die Verteidigungspolitik grundlegend zu beeinflussen.
Die Rüstungsdebatte und die Entwicklung der militärischen Ausgaben zeigen deutlich: Der Druck auf europäische Länder steigt, und wie die Reaktionen auf Trumps Forderungen zeigen, könnte die zukünftige Sicherheit Europas stark von der Bereitschaft abhängen, mehr für die Verteidigung zu investieren und enge internationale Partnerschaften zu vertiefen. Die Frage bleibt, wie die europäischen Regierungen auf diesen Druck reagieren werden.
Für detaillierte Daten zu den militärischen Ausgaben der NATO-Staaten können die Informationen von Statista herangezogen werden, die einen Überblick über die Entwicklung seit 1990 bieten.
Insgesamt bleibt abzuwarten, inwiefern Trumps Forderungen bei den europäischen Partnern Gehör finden werden und wie sich die geopolitische Landschaft in den kommenden Jahren entwickeln wird.
Mehr darüber erfahren Sie in den Artikeln von Sächsische.de und Welt.de.