
In Deutschland kämpfen jährlich fast 500.000 Menschen gegen die Diagnose Krebs. Eine der gravierendsten Herausforderungen in der Onkologie sind Metastasen, insbesondere in der Lunge, die bei bis zu 54 Prozent der Betroffenen auftreten. Ein Forschungsteam der Katholischen Universität Leuven, unter der Leitung von Ginevra Doglioni, hat jetzt eine bahnbrechende Studie veröffentlicht, die neue Erkenntnisse zu den Mechanismen von Lungenmetastasen liefert. Diese Studie erschien am 1. Januar 2025 im renommierten Magazin Nature.
Die Forscher analysierten Proben aggressiver Lungenmetastasen von Mäusen und Menschen und entdeckten ein überaktives „Übersetzungsprogramm“ in den Krebszellen, das zu einer übermäßigen Produktion von Proteinen führt. Insbesondere wurde ein Anstieg von Kollagen festgestellt. Dieses Protein erleichtert das Wachstum der Krebszellen in der Lunge und fördert somit aggressivere Metastasen. Darüber hinaus wurden hohe Aspartatspiegel in der Lunge von Mäusen und Patientinnen mit metastasierendem Brustkrebs im Vergleich zu gesunden Probanden festgestellt, was darauf hindeutet, dass Aspartat eine entscheidende Rolle bei der Lungenmetastasierung spielen könnte.
Mechanismen der Metastasierung
Die Ergebnisse dieser Forschung könnten wertvolle Perspektiven für die Behandlung von Krebs bieten und die Bemühungen zur Verhinderung der Metastasenbildung gezielt unterstützen. Lungenmetastasen gelten als einer der häufigsten Metastasierungsorte bei verschiedenen Tumorerkrankungen. Nach Schätzungen treten sie bei etwa 30 Prozent der Krebspatienten auf und entstehen durch hämatogene oder lymphogene Absiedelungen von Primärtumoren.
Hauptquellen für Lungenmetastasen sind unter anderem Krebserkrankungen im gastrointestinalen Trakt, Niere, Brustdrüse sowie maligne Melanome und Sarkome. Die rechtzeitige Erkennung erfolgt meist im Rahmen der Bildgebungsdiagnostik, wobei die Multidetektor-Computertomographie (CT) als Goldstandard gilt. Diese ermöglicht eine sensitive Darstellung von Lungenmetastasen und kann auch den Status angrenzender Organe erfassen, ergänzt durch moderne KI-Techniken zur Diagnostik.
Diagnostik und Behandlung
Die Diagnose und Behandlung von Lungenmetastasen erfordert einen differenzierten Ansatz und die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen. Chirurgische Eingriffe, wie Keilresektionen und Lobektomien, sind häufig notwendig, um metastatische Herde zu entfernen. Die Prognose variiert dabei je nach Primärtumor und dem Zeitpunkt der Entdeckung der Metastasen.
Die Erfassung spezifischer Marker und der Einsatz immunhistologischer Verfahren unterstützen die diagnostischen Bemühungen. Das Erkennen von Lungenmetastasen geschieht überwiegend während der Ausbreitungsdiagnostik oder in der bildgebenden Nachsorge. Zudem gibt es zahlreiche wirksame Behandlungsverfahren, einschließlich Strahlentherapie, die sich als nichtinvasive Therapieform etabliert hat und gute Ergebnisse bei oligometastasierten Tumoren zeigt, wie eine aktuelle Übersicht zeigt.
Insgesamt verdeutlicht die neue Forschung, dass die komplexen biologischen Mechanismen der Lungenmetastasierung noch besser verstanden werden müssen, um gezielte Therapieansätze zu entwickeln. Die Erkenntnisse über die Rolle von Aspartat und das überaktive Übersetzungsprogramm könnten dazu beitragen, zukünftig die Lebensqualität von Krebserkrankten signifikant zu verbessern.
Für weitere Informationen und detaillierte Studienergebnisse verweisen wir auf die Publikationen in Nature und die umfassenden Kommunikationsartikel auf PMC.