
Im Verlauf eines neuen Prozesses am Landgericht München II stehen zwei Männer, ein 69-jähriger Antiquitätenhändler und sein 36-jähriger Sohn, wegen mutmaßlicher Kunstfälschung vor Gericht. Sie sind angeklagt, im großen Stil gefälschte Werke verkauft zu haben, die fälschlicherweise als Originale von bekannten Künstlern wie Edward Cucuel, Leo Putz und Domela ausgegeben wurden. Die Anklage umfasst ein umfangreiches Dokument von 13 Seiten, das detaillierte Vorwürfe gegen die beiden enthält.
Zwischen 2014 und 2019 sollen die Angeklagten in insgesamt 18 Fällen gefälschte Bilder verkauft und dabei Zehntausende Euro erbeutet haben. Zu den Fälschungen gehören zahlreiche Werke mit Namen wie „Akt im Bett“ sowie detailreiche Landschaftsbilder wie „Auf Parkbank sitzende Dame unter Kastanienbaum am Ufer des Starnberger Sees“ und „Frau im Kahn“. Eine beauftragte Kunstmalerin soll dabei geholfen haben, diese Werke entweder direkt zu imitieren oder selbst neue Bilder auf alten Leinwänden zu erstellen.
Vorwürfe und Vorgehensweise der Angeklagten
Die mutmaßlichen Fälscher sind angeklagt, nicht nur Kunstwerke nachzubilden, sondern auch gefälschte Signaturen der genannten Künstler zu verwenden. Diese Täuschung wurde durch den Einsatz gefälschter Echtheitszertifikate unterstützt. In vielen Fällen sollen die Angeklagten Kunstexperten zu unerlaubten Gutachten über die angeblichen Originale gebracht haben, um den Wert der Fälschungen künstlich zu steigern.
Am ersten Prozesstag äußerten sich die Angeklagten nicht zu den Vorwürfen, die ihnen vorgeworfen werden. Der vorherige Prozess war im vergangenen Jahr aufgrund des Mutterschutzes der Richterin abortiert worden. Die neuen Verhandlungstage sind bis Mitte März angesetzt, und ein Urteil könnte bereits am 14. März fallen.
Kunstfälschungen – ein altes, jedoch aktuelles Problem
Das Phänomen der Kunstfälschung hat eine lange Geschichte, die bis zu den Anfängen der Kunst selbst zurückreicht. Fälscher nutzen kreative Kunstfertigkeit und Techniken, um unwissende Käufer, Museen und Auktionshäuser zu täuschen. Es gibt verschiedene Arten von Kunstfälschungen, die alle die Integrität des Kunstmarktes bedrohen. Dazu gehören die Täuschung durch Kopien bestehender Kunstwerke und die Irreführung durch die Attributierung eines Kunstwerks an einen berühmten Künstler.
Zur Bekämpfung dieser Problematik setzen Experten technische Mittel ein, um Fälschungen zu identifizieren. Dazu gehören optische Verfahren wie Mikroskope und Infrarotkameras sowie Infrarotreflektografie, die es ermöglichen, Farbschichten und Unterzeichnungen sichtbar zu machen. Solche Methoden sind entscheidend, um die Echtheit von Kunstwerken zu prüfen, insbesondere in einer Zeit, in der moderne Technologien wie maschinelles Lernen die Fälschungserkennung revolutionieren.
Berühmte Kunstfälscher wie Han van Meegeren oder Wolfgang Beltracchi haben die Kunstwelt erschüttert. Ihre Betrügereien führten zu erheblichen finanziellen Verlusten für Sammler und Künstler und schädigten das Vertrauen in den Kunstmarkt. Mit der Aussicht auf neue technische Errungenschaften wird die Kunstfälschung weiterhin ein zentrales Thema bleiben, das sowohl rechtliche als auch ethische Herausforderungen mit sich bringt.
Der laufende Prozess stellt somit nicht nur die Unschuld oder Schuld der Angeklagten in Frage, sondern wirft auch ein Licht auf die weitreichenden Probleme künstlerischer Integrität in der heutigen Gesellschaft. Der Ausgang des Verfahrens könnte weitreichende Konsequenzen für die Beurteilung von Kunstwerken im Markt haben und das öffentliche Vertrauen in die Echtheit von Kunst nachhaltig beeinflussen.
Für weitere Informationen zu dem Prozess und Kunstfälschungen insgesamt, siehe die Berichterstattung von Süddeutsche Zeitung, Monopol Magazin und Artbooks Heidelberg.