
Abtreibung ist ein zentrales Thema in den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussionen. Während einige Länder liberalere Regelungen einführen, setzen konservative Kräfte in anderen Ländern auf restriktive Gesetze. Dieser Konflikt mobilisiert sowohl anti-abtreibungsbewegte Gruppierungen als auch feministische Aktivist*innen, die sich für selbstbestimmte Schwangerschaftsabbrüche einsetzen. Am Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) findet vom 15. bis 17. Januar ein Workshop statt, der unter dem Titel „Translocal Networks for Feminist Self-Manage Abortion in the Americas and Europe“ eine internationale Forschungsgruppe versammelt. Neun Wissenschaftlerinnen aus verschiedenen Ländern nehmen daran teil, um die Sichtbarkeit dieser feministischen Netzwerke und deren Rolle zu analysieren. Veranstalterinnen sind Professorin Mariana Prandini Assis von der Universidad Federal Goiás in Brasilien und Professorin Nayla Luz Vacarezza von der Universidad de Buenos Aires in Argentinien. Aktuell Uni Bielefeld berichtet, dass Ziel des Workshops ist, eine Infrastruktur zu entwickeln, um Frauen zu unterstützen, die eine Abtreibung wünschen, ohne dass sie rechtlichen oder gesellschaftlichen Konsequenzen ausgesetzt sind.
Eine wachsende Zahl feministischer Gruppierungen gewinnt an Bedeutung, indem sie sich mit den politischen Strategien und Diskursen um Abtreibungen auseinandersetzen. Diese Aktivist*innen nutzen Abtreibungspillen, die ohne Krankenhausaufenthalt eingesetzt werden können, um selbstbestimmte Schwangerschaftsabbrüche zu ermöglichen. Es ist ein essenzieller Teil ihrer Arbeit, die Kooperation dieser Netzwerke über nationale Grenzen hinweg zu untersuchen und zu fördern, was zunehmend an Relevanz gewinnt.
Feministische Perspektiven
Ein Buch von Kirsten Achtelik beleuchtet das Spannungsfeld zwischen feministischer Selbstbestimmung und Abtreibung. In ihrem Werk spricht sie aktuelle feministische Debatten zu reproduktiven Rechten und den Einfluss von „Lebensschützern“ an. Sie wirft die Frage nach einem nicht selektiven Konzept von Selbstbestimmung auf und bietet historische Kontexte und Einblicke in feministische Kämpfe. Das Buch behandelt Themen wie die Abschaffung des § 218, pränatale Untersuchungen sowie die Rückblicke auf Eugenik und deren Einfluss auf Frauen- und Behindertenbewegungen. Achtelik fordert die Streichung des § 218 und eine inklusive Gesellschaft, während sie behindertenfeindliche Narrative kritisiert. Verbrecher Verlag beschreibt das Buch als wichtig für die Diskussion über Feminismus, Pränataldiagnostik und Abtreibung.
Die feministische Bewegung, die einen langen Weg zurückblickt, sieht sich weltweit immer noch mit Herausforderungen konfrontiert. So gab es beispielsweise in Argentinien eine lebhafte Debatte zur Entkriminalisierung von Abtreibungen, die trotz einer knappen Ablehnung im Senat nicht zum Stillstand kam. In Ländern wie Irland hat ein Referendum zur Legalisierung von Abtreibungen geführt, während Nordirland durch neue gesetzliche Regelungen Fortschritte gemacht hat. In Mexiko und Australien wurden im September 2019 ebenfalls signifikante Schritte zur Legalisierung unternommen, wie Weiter Denken hervorhebt.
Jedoch sind diese Fortschritte nicht unangefochten. Ein Backlash durch rechtskonservative Kräfte und christliche Fundamentalist*innen ist in vielen Ländern spürbar, was sich auch in Deutschland zeigt. Hier sehen sich Frauenrechtsaktivist*innen einem weiteren Aufleben der Anti-Abtreibungsbewegung gegenüber, die unter anderem durch „Märsche für das Leben“ öffentlich sichtbar wird. In Sachsen organisiert der Verein Kaleb Anti-Choice-Aktivitäten, während die Pro-Choice-Bewegung versucht, auf diese problematischen Entwicklungen aufmerksam zu machen und den gesellschaftlichen Diskurs zu beeinflussen.
Die feministischen Kämpfe für reproduktive Rechte bleiben somit von entscheidender Bedeutung, um Informationen über Abtreibung und sexuelle Selbstbestimmung weiter zu verbreiten. Die Herausforderungen, vor denen weltweit Pro-Choice-Aktivist*innen stehen, erfordern einen fortwährenden Austausch von Strategien und Erfahrungen, um für die Rechte und den Zugang zu sicheren Abtreibungen zu kämpfen.