KulturMauer

Bille und die Bockwurst: Erinnerungen aus der DDR-Kneipenwelt

Sybille Heller-Masan, bekannt als „Bille“, blickt zurück auf das Leben in der Martins Bierstube in Schwerin, die seit Generationen beliebt ist. Erinnerungen an die DDR-Männerkneipe prägen ihre Geschichte.

In der Schweriner Innenstadt, angesiedelt am belebten Marienplatz, liegt die traditionsreiche Martins Bierstuben. Diese gastliche Einrichtung wird in der vierten Generation von Sybille Heller-Masan, liebevoll „Bille“ genannt, betrieben. Die Kneipe hat sich über die Jahre hinweg zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt, der nicht nur für seine schmackhaften Speisen, sondern auch für seine herzliche Atmosphäre bekannt ist. Laut Nordkurier ist es besonders während der Mittagszeit oft voll, wenn Gäste die traditionellen Gerichte genießen.

Sybille erinnert sich nostalgisch an ihre Kindheit in der Kneipe, wo sie oft dann half, wenn ihr Opa frische Bockwürste und Weizenbrote vom Bäcker holte. Ihre Mutter stand hinterm Tresen, und trotz der strengen Erziehung durch ihre Großeltern fühlte sich Bille in dieser Umgebung wohl. Die Kneipe war in der DDR-Zeit vor allem von Männern frequentiert, während Frauen, die den Schritt wagten, oft auf der Suche nach einem Partner waren.

Das Kneipenleben in der DDR

In der DDR war die Kultur des Kontakteknüpfens und Tauschens von größerer Bedeutung als der monetäre Austausch. Die Kneipen schlossen in der Regel um 20 Uhr, freitags sogar um 19 Uhr, und an den Wochenenden blieb der Betrieb ganz eingestellt. Zigaretten wurden unter der Hand verkauft, die Großeltern hatten die Kneipe privat betrieben. Die Gastronomie war stark reglementiert, und Martins Bierstuben durften ausschließlich Bockwurst anbieten. Erst 1990, nach dem Fall der Mauer, wurde das kulinarische Angebot durch weitere Speisen ergänzt, wie das-martins.com berichtet.

Das Kochen und die Zutaten waren stark von den Gegebenheiten in der DDR geprägt. Nahrungsmittel waren oft rationiert, und die Verfügbarkeit war ein zentrales Problem in der DDR-Küche. Die Soziale Marktwirtschaft führte zur Entwicklung einer eigenständigen Küchenkultur. Edelfleisch wurde bis in die 1960er Jahre rationiert, und die Gerichte waren oftmals vom Mangel geprägt. Typische Speisen beinhalteten einfachere Zutaten wie Kartoffeln und Gemüse, während Gerichte wie Bockwurst und Currywurst beliebte Imbiss-Varianten waren, die auch in Martin’s Bierstuben auf den Tisch kamen.

Ein Wechsel durch die Wende

1981 trat Bille in die gastronomische Ausbildung in einer Grillbar ein, und zwei Jahre später fand sie ihren ersten Job. 1988 heiratete sie einen Koch und übernahm 1998 das Lokal von ihren Eltern. In dieser Zeit modernisierte sie die Speisekarte und machte sich einen Namen als „Eisbein-Königin“, indem sie verschiedene Variationen des beliebten Gerichts anbot. Bille bereitete alles selbst zu, von der Remoulade bis zum Erbsenpüree.

Die Veränderungen in der Gastronomie nach der Wende führten zu einem Anstieg der weiblichen Gäste, die jetzt ebenso die Kneipe frequentierten. Mit der Renovierung und technischen Modernisierung der Gaststätte, die 1998 erfolgreich vollzogen wurde, wollte Bille dem traditionellen Charakter treu bleiben. Insgesamt feierte die Familie im Jahr 1996 das 50-jährige Bestehen der Martins Bierstuben und honorierte damit die tief verwurzelte Familientradition in der Gastronomie.

Bille Heller-Masan, nun 60 Jahre alt, reflektiert über ihr Leben und die prägende Zeit in der DDR. Ihr Lokal bleibt ein fester Bestandteil des Schweriner Kulturlebens und zeugt von der gastlichen Tradition dieser Region, die auch nach dem symbolischen Fall der Mauer nicht verblasst ist.

Referenz 1
www.nordkurier.de
Referenz 2
www.das-martins.com
Referenz 3
de.wikipedia.org
Quellen gesamt
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