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Meta schmeißt Faktenprüfung raus: Freiheit oder Chaos im Netz?

Meta kündigt das Ende seines Faktenprüfungsprogramms in den USA an und setzt stattdessen auf "Community Notes". Dies soll die Redefreiheit fördern und Moderation lockern.

Am 7. Januar 2025 hat Meta, das Unternehmen hinter den sozialen Medien Facebook und Instagram, eine bedeutende Entscheidung getroffen: Das drittes Programm zur Faktenprüfung in den USA wird eingestellt. Laut Berichten von Al Jazeera soll diese Maßnahme darauf abzielen, „mehr Redefreiheit“ auf der Plattform zu fördern. Stattdessen wird Meta künftig auf das Format der „Community Notes“ setzen, welches Nutzern erlaube, faktische Korrekturen zu Beiträgen vorzunehmen, die erst nach Zustimmung anderer sichtbar werden.

Der Chief Global Affairs Officer von Meta, Joel Kaplan, erläuterte, dass das ursprüngliche Faktenprüfungsprogramm, das 2016 ins Leben gerufen wurde, oft legitime politische Äußerungen und Debatten fälschlicherweise als problematisch einstufte. Zukünftig wird Meta die Einschränkungen zu heißen politischen Themen wie Einwanderung und Geschlechtsidentität aufheben. Kaplan wies darauf hin, dass es unfair sei, wenn Aussagen, die im Fernsehen oder im Kongress gemacht werden können, auf Metas Plattformen nicht erlaubt sind.

Änderungen in der Moderation

Meta plant, das Moderationsteam von liberal geprägtem Kalifornien nach Texas zu verlegen, einem Bundesstaat mit einer republikanischeren politischen Haltung. CEO Mark Zuckerberg betonte, dass dieser Schritt dazu dient, Vertrauen aufzubauen und Bedenken hinsichtlich der Voreingenommenheit der Teams zu zerstreuen. In diesem Zusammenhang kündigte Zuckerberg an, die Moderationsfilter zu lockern und die Anforderungen für die Entfernung von Inhalten aufgrund möglicher Richtlinienverstöße zu erhöhen.

Er gab zu, dass dieser neue Ansatz möglicherweise dazu führen könnte, dass weniger schädliche Inhalte entfernt werden, gleichzeitig aber auch die Anzahl der fälschlicherweise entfernten Beiträge sinken werde. Zuckerberg bezeichnete die aktuelle Situation als eine Antwort auf zu viel Zensur und zu viele Fehler in der Inhaltsmoderation, was als „Kompromiss“ verstanden werden kann.

Reaktionen und Kritik

Diese Reformen kommen auf den Hintergrund von Kritiken, die Meta bereits in der Vergangenheit ausgehalten hat. Menschenrechtsorganisationen haben das Unternehmen beschuldigt, Beiträge zur Unterstützung palästinensischer Rechte zu zensieren. Laut einem Bericht von Human Rights Watch wurden im Jahr 2023 über 1.000 Beiträge zu diesem Thema als unangemessen unterdrückt.

Zuckerberg hat die Hauptmedien für ihre Behauptungen über Desinformation kritisiert, die die Demokratie gefährden würden, und er hat auch auf die politisch motivierte Voreingenommenheit der Faktenprüfer hingewiesen. Diese Äußerungen erfolgen, während die Diskussion über die Freiheit der Meinungsäußerung und die Herausforderung der Inhaltsmoderation auf sozialen Medien weiterhin andauert.

Wissenschaftliche Perspektive

Eine Studie der Cyberlaw-Klinik der Fundação Getúlio Vargas hat die Auswirkungen von Inhaltsmoderation auf die Meinungsfreiheit untersucht. Die Ergebnisse, die auf etwa 900 experimentellen Beobachtungen basieren, zeigen, dass viele Moderationsregeln als unverhältnismäßige Einschränkungen der Meinungsfreiheit interpretiert werden können, trotz ihrer möglicherweise begrenzten Anwendung. Der Fokus auf die Einhaltung von Menschenrechtsprinzipien, insbesondere bezüglich Klarheit und Vorhersehbarkeit der Richtlinien, wird als essenziell angesehen, um Transparenz im Moderationsprozess zu gewährleisten. Hierbei könnte eine Offenlegung von Sanktionen helfen, die Moderation fairer zu gestalten.

Mit diesen Reformen könnte Meta einen neuen Weg in der Inhaltsmoderation beschreiten, der den Fokus stärker auf die Nutzerschaft richtet und das Spannungsfeld zwischen freier Meinungsäußerung und Verantwortlichkeit neu definiert.

Es bleibt abzuwarten, wie diese Änderungen von den Nutzern und der breiteren Öffentlichkeit aufgenommen werden und welche Auswirkungen sie auf die Diskussionskultur in den sozialen Medien haben werden. Die Debatte um die richtige Balance zwischen Redefreiheit und gewissem Schutz vor schädlichen Inhalten wird sicherlich weitergehen und auch in den kommenden Monaten aktuelles Thema bleiben.

Al Jazeera
Yahoo News
Maastricht University

Referenz 1
www.aljazeera.com
Referenz 2
www.yahoo.com
Referenz 3
www.maastrichtuniversity.nl
Quellen gesamt
Web: 15Social: 37Foren: 60