GießenNordenStudieUmweltWetter

Klimaforschung: Wie Nordchinas Wetter den Wohlstand prägte

Ein internationales Forschungsteam von der Justus-Liebig-Universität Gießen analysiert klimatische Bedingungen in Nordchina seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. und deren Einfluss auf Landwirtschaft und Wohlstand.

Die klimatischen Bedingungen in Nordchina, insbesondere während der Qin- und westlichen Han-Dynastie, haben entscheidend zu einem landwirtschaftlichen Aufschwung und gesellschaftlichem Wohlstand beigetragen. Diese Erkenntnisse stammen aus einer Studie, die von einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Elena Xoplaki, Prof. Dr. Lea Schneider und Prof. Dr. Jürg Luterbacher an der Justus-Liebig-Universität Gießen durchgeführt wurde. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht worden und stellen wichtige Rückschlüsse auf die Rolle von Wetter und Klimaverhältnissen in der Entwicklung alter Zivilisationen dar. Uni-Giessen berichtet, dass die klimatischen Bedingungen zwischen 270 und 77 v. Chr. stabiler und feuchter als heute waren, was möglicherweise die landwirtschaftliche Produktivität und damit auch den Wohlstand dieser Dynastien gefördert hat.

Ein zentraler Punkt der Studie ist die Analyse von Jahrringaufzeichnungen heutiger und archäologischer Kiefernproben. Dies ermöglichte es den Forschern, die Niederschlagsmengen über Jahrhunderte hinweg zu vergleichen. Die Erkenntnis, dass die Niederschläge während der damaligen Dynastien um 18 bis 34 Prozent höher waren als heute, deutet auf eine mögliche Ausdehnung der Anbauflächen durch intensivere Regenfeldwirtschaft hin. Dr. Xoplaki hebt hervor, dass ähnliche Trends im Nordwesten Chinas seit den späten 1980er-Jahren beobachtet werden. Diese kurzfristigen Vorteile könnten durch den gegenwärtigen Klimawandel weiter gefördert werden, indem sie Anbauflächen und Viehzucht erweitern.

Klimaforschung in China

Die Klimaforschung in China hat eine lange Geschichte. Chinesische meteorologische Aufzeichnungen reichen bis zu den Orakelinschriften der Shang-Dynastie (ca. 1600 bis ca. 1046 v. Chr.) zurück. Kontinuierliche meteorologische Daten sind seit 3.000 Jahren in verschiedenen historischen Dokumenten erhältlich. Ab der Qin-Dynastie wurden Niederschlagsberichte systematisch an die Zentralregierung übermittelt, obwohl nur die Berichte der Qing-Dynastie erhalten geblieben sind. Diese Aufzeichnungen dienen als wichtige Grundlage für die Rekonstruktion von Niederschlagsvariabilitäten über die Jahrhunderte hinweg [Oxford Re].

Die Forschung hat gezeigt, dass klimatische Veränderungen oft in signifikantem Zusammenhang mit Kriegsereignissen und dynastischen Zyklen im historischen China standen. Auch die Analyse von Temperaturveränderungen im Laufe der letzten 2.000 Jahre, darunter die Mittelalterliche Warmzeit und die Kleine Eiszeit, ist von zentraler Bedeutung.

Agrarische Herausforderungen und Chancen

In der heutigen Zeit steht China, das ein Fünftel der Weltbevölkerung auf nur 8 Prozent der globalen Anbaufläche ernährt, vor bedeutenden Herausforderungen in der Nahrungsmittelproduktion. Diese umfassen das Bevölkerungswachstum, Wasserknappheit, den Verlust von Ackerland durch Verstädterung sowie den Klimawandel [Bildungsserver]. Ein alarmierender Fakt ist, dass zwischen 1998 und 2006 jährlich über 860.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche verloren gingen.

Gleichzeitig steigen der Lebensmittelbedarf und die Ansprüche einer wachsenden Mittelschicht an, die ihren Fleischkonsum drastisch erhöht hat. Der Klimawandel bietet jedoch auch Chancen für die Landwirtschaft: Modelluntersuchungen zeigen, dass höhere Temperaturen und Niederschläge insgesamt positive Auswirkungen auf die Ernteerträge im 21. Jahrhundert haben könnten. Dennoch unterscheiden sich die Effekte regional: Während der Norden und Nordwesten von einer möglichen Ertragssteigerung profitieren könnten, sind Süd- und Südostchina sowie Tibet von negativen Auswirkungen bedroht.

Für die wichtigsten Anbaufrüchte, wie Reis, stellen sich diverse Herausforderungen. Während eine mögliche Ausdehnung der Anbaugebiete besonders im Jangtse-Gebiet denkbar ist, könnte im A2-Szenario eine erhebliche Verringerung der Reisernten in Nordwest-, Nordost- und Zentralchina eintreten. Ein CO2-Düngungseffekt könnte jedoch helfen, die Erträge im gleichen Szenario zwischen 5 und 50 Prozent zu steigern.

Insgesamt verdeutlicht die vorliegende Forschung die komplexen Wechselwirkungen zwischen Klima, Landwirtschaft und gesellschaftlichem Wohlstand und bietet wertvolle Einsichten für zukünftige strategische Planungen in einer sich wandelnden Umwelt.

Referenz 1
www.uni-giessen.de
Referenz 2
oxfordre.com
Referenz 3
wiki.bildungsserver.de
Quellen gesamt
Web: 7Social: 109Foren: 6