
Am 14. Januar 2025, um 10.15 Uhr, wird Professor Dr. Klaus Gestwa, ein renommierter Osteuropa-Historiker und Direktor des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde an der Universität Tübingen, einen Gastvortrag an der Universität Münster halten. Der Vortrag, der im Raum 102 (Senatssaal) des Schlosses der Universität Münster stattfinden wird, trägt den Titel „Die Ukraine auf dem Weg zu sich selbst und nach Europa. Von der Perestrojka bis heute“. In seinem Vortrag wird Gestwa die jüngere Geschichte der Ukraine beleuchten und die Verknüpfungen zwischen der Zeitgeschichte und den aktuellen Ereignissen herausarbeiten. Er hat sich in der Vergangenheit intensiv mit den Herausforderungen, die Russland mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine geschaffen hat, auseinandergesetzt.
Wie uni-muenster.de berichtet, hat Klaus Gestwa ein starkes Engagement für die Ukraine. Er sieht die derzeitige Situation als eine „Zeitenwende“ an und betont die zentrale Rolle, die die Ukraine in der gemeinsamen europäischen Geschichte spielt. Dies wird auch im privaten Umfeld von Klaus Gestwa deutlich: Am Abend des russischen Einmarschs in die Ukraine saßen er und seine Frau Lika fassungslos vor dem Fernseher. Lika, die in Moskau aufgewachsen ist und während der Perestroika studierte, brachte eine einzigartige Perspektive in die Diskussion um die Ukraine ein.
Der Einfluss der Geschichtsschreibung
Die Invasion Russlands wird in der Geschichtswissenschaft als bedeutender Einschnitt in der Geschichte Osteuropas betrachtet, vergleichbar mit dem Fall der Berliner Mauer und der Auflösung der Sowjetunion. Diese Ereignisse von 1989 und 1991 haben zu einer Epoche der Freiheit und einer Öffnung der Archive geführt, was neue Möglichkeiten für die Geschichtsschreibung über Osteuropa eröffnet hat.
In diesem Kontext ist es wichtig, die ukrainische Geschichte nicht zu vernachlässigen, wie bpb.de argumentiert. Es besteht eine Diskrepanz im politischen Spektrum Deutschlands bezüglich des Wissens über die Ukraine, was zu einem Mangel an Empathie führt. Um diesem entgegenzuwirken, sollten Institutionen wie das Zentrum Liberale Moderne den Wissenstransfer über die Ukraine in die Öffentlichkeit fördern.
Perspektiven für die Zukunft
Die osteuropäische Geschichtswissenschaft steht vor der Aufgabe, die letzten 30 Jahre zu bilanzieren und sich an der Weiterentwicklung der Geschichtswissenschaft in Osteuropa zu beteiligen, wobei der Ukraine zentrale Aufmerksamkeit zukommen sollte. Initiativen zur Gründung eines Deutschen Historischen Instituts in Kyjiw, ähnlich dem Institut in Warschau, sind bereits im Gespräch. Solche Einrichtungen könnten helfen, den Fokus auf die Ukraine und ihre Geschichte zu verstärken und die wissenschaftliche Zusammenarbeit zu fördern.
In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen ist es unerlässlich, dass Historiker das Interesse der Gesellschaft an der ukrainischen Geschichte aufgreifen und fördern. Dies könnte durch Veranstaltungen geschehen, die die Ukraine als Ausgangspunkt nehmen und sowohl historische als auch aktuelle Aspekte der Region thematisieren. Die weitere Wissenschaftskooperation sowie die Zugänglichkeit von Archiven werden maßgeblich von der Dauer des Konflikts und der künftigen Nachkriegsordnung abhängen, was auch die Möglichkeiten für Belarus und Russland betrifft.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Herausforderungen, vor denen die Ukraine heute steht, nicht nur eine Frage der Gegenwart sind, sondern auch wesentliche Implikationen für die historiographische Auseinandersetzung mit der Region haben. Der Vortrag von Klaus Gestwa wird zweifellos zur Schärfung des Bewusstseins für diese Thematik beitragen und Wissen über die Ukraine in der Gesellschaft vertiefen.