
Ein bedeutendes europäisches Forschungsprojekt mit dem Namen PerPrev-CID hat das Ziel, neue Standards zur Diagnostik und Behandlung von rheumatoider Arthritis (RA) und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) zu entwickeln. Unter der Koordination des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wird dieses Projekt in den kommenden fünf Jahren mit 11 Millionen Euro aus dem Programm „Horizon Europe“ der EU gefördert. Zusätzlich stellt die Schweizer Regierung 2,5 Millionen Euro bereit.
Chronisch-entzündliche Erkrankungen entstehen durch Störungen des Immunsystems, die unkontrollierte Entzündungen und Gewebeschäden hervorrufen können. Die Prognose ist alarmierend: Bis 2030 könnten mehr als 10% der europäischen Bevölkerung betroffen sein. Das Projekt hat sich darauf spezialisiert, die frühe Entwicklung dieser Krankheiten zu erkennen und innovative Werkzeuge zur frühzeitigen Erkennung und Behandlung von Krankheitsrisiken zu entwickeln.
Kampagne gegen das Unbekannte
Ein zentrales Problem in der Erforschung der rheumatoiden Arthritis ist das unzureichend verstandene Zusammenspiel von Immunmechanismen und Ernährung. Veränderungen im intestinalen Mikrobiom, die unter anderem zu einer undichten Darmbarriere führen, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Eine Untersuchung im Fachjournal „Nature Communications“ zeigte, dass Rheumapatienten erhöhte Zonulin-Werte im Serum aufweisen, was auf eine Dysbiose und Entzündungen hinweist. Diese pathologischen Veränderungen können dazu führen, dass funktionell gestörte Immunzellen aus dem Darm in Gelenke und andere Organe gelangen, was möglicherweise zur Entwicklung weiterer Autoimmunerkrankungen beiträgt. Pharmazeutische Zeitung berichtet über die Bedeutung dieser Entdeckungen und deren Implikationen für zukünftige Behandlungsansätze.
Das Projekt PerPrev-CID setzt neben der Erforschung der Mechanismen auch auf die Identifikation neuer Biomarker. Hierbei sollen Haus-tests basierend auf Blut- und Stuhlproben zur Anwendung kommen. Auch die Untersuchung von Ernährungsumstellungen mit Fokus auf den Tryptophan-Stoffwechsel könnte wertvolle Erkenntnisse liefern, um Behandlungsergebnisse durch frühere Interventionen zu optimieren.
Neue Therapieansätze in der Rheumatologie
Auf dem Deutschen Kongress für Rheumatologie (DGRh) 2024 wurden darüber hinaus vielversprechende Fortschritte in den immunologischen Therapien für rheumatoide Arthritis, axiale Spondyloarthritis und Psoriasis-Arthritis vorgestellt. Innovative Biologika und JAK-Inhibitoren sollen gezielt Immunwege blockieren, um Entzündungen zu reduzieren. Diese neuen Therapien versprechen eine effektivere Symptomkontrolle und eine Verbesserung der Lebensqualität der Patienten.
Die Kombinationstherapien und individualisierte Ansätze, die auf genetische und immunologische Profile abgestimmt sind, bilden einen weiteren bedeutenden Schwerpunkt in der aktuellen Rheumatologie. Ziel ist es, Langzeitschäden zu minimieren und die Behandlungsergebnisse für die Patienten zu verbessern. Die Integration von Biomarkern in die Therapieplanung wird als Weg angesehen, um den Krankheitsverlauf besser zu überwachen und anzupassen. Visite Medizin hebt die Bedeutung dieser Entwicklungen hervor.
Der Projektstart von PerPrev-CID war der 1. Januar 2025 und trägt somit zur Dringlichkeit bei, neue Erkennungs- und Behandlungsmethoden für chronisch-entzündliche Erkrankungen zu entwickeln. Das Engagement zur Patientenbeteiligung im Forschungsprozess wird als weitere Schlüsselstrategie angesehen, um valide Daten für medizinische Fachkräfte bereitzustellen und die Prävention sowie die Therapie zu verbessern.