
Die erschreckende Geschichte von Anthony Olson aus Helena, Montana, prägt das Bild medizinischer Fehlbehandlungen. Olson erhielt eine falsche Krebsdiagnose und unterzog sich über neun Jahre hinweg unnötiger Chemotherapie, die seine Lebensqualität erheblich beeinträchtigte. Der behandelnde Onkologe hatte ihm in einem emotionalen Moment mitgeteilt, dass er „ohne Behandlung tot“ wäre. Diese Aussage veranlasste Olson dazu, alle weiteren medizinischen Optionen hintanzustellen und sich auf die Chemotherapie zu konzentrieren.
Olson litt bereits an mehreren gesundheitlichen Problemen, darunter Diabetes, Anämie und eine gescheiterte Nierentransplantation. Im Jahr 2011 wurde bei ihm das Myelodysplastische Syndrom (MDS) diagnostiziert, eine Erkrankung, die das Knochenmark betrifft und potenziell zur Leukämie führen kann. Der Behandlungszyklus, der aus vier Tagen Chemotherapie gefolgt von vier Wochen Pause bestand, wurde als lebenslange Notwendigkeit dargestellt. Während dieser Zeit brach Olson sein College-Studium ab und zog zurück zu seinen Eltern.
Hinweise auf Behandlungsfehler
Immer wieder kamen Zweifel an der Krebsdiagnose auf. Olsons Dialyse-Arzt äußerte Bedenken und verwies auf die Unsicherheiten bezüglich der Bluttransfusionen, die seinen Eisenhaushalt enorm erhöhten. Eine zweite Biopsie ergab schließlich, dass kein Krebs mehr vorhanden war. Entgegen den Testergebnissen riet der Onkologe Olson jedoch, diese ignorieren und die Chemotherapie fortzusetzen.
Im Jahr 2020 wurde der Onkologe entlassen, nachdem er aufgezeigt hatte, dass er seinen Patienten, einschließlich Olson, unnötigen Schaden zugefügt hatte. Diese Situation wirft grundlegende Fragen über die Patientenrechte auf, insbesondere im Hinblick auf die notwendigen Schritte bei Verdacht auf Behandlungsfehler. Gemäß den Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums sollten Betroffene zunächst das klärende Gespräch mit dem verantwortlichen Arzt suchen und sich gegebenenfalls an das Beschwerdemanagement des Krankenhauses wenden.
Rechtliche Folgen und Entschädigung
Anthony Olson entschloss sich schließlich, das St. Peter’s Hospital zu verklagen und erhielt eine unbekannte Summe an Schadensersatz. Doch nicht nur Olson, auch der Onkologe, der die fehlerhafte Diagnose stellte, legte gegen seine Entlassung Klage ein. In Deutschland wird geschätzt, dass jährlich etwa 170.000 Behandlungsfehler auftreten, viele davon mit schwerwiegenden Folgen. Behandlungsfehler können aus verschiedenen Gründen entstehen, darunter verspätete Befunderhebungen oder falsche Diagnosen, und sind oft schwer nachzuweisen.
Patienten haben in solchen Fällen das Recht auf umfassende Aufklärung über den Verlauf der jeweiligen Behandlung. Laut anwalt.de sollten Patienten in der Lage sein, Gedächtnisprotokolle anzufertigen und sich Unterstützung beim Einholen medizinischer Gutachten zu suchen, um mögliche Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Die Tragweite von Behandlungsfehlern wird oft erst erkannt, wenn schwerwiegende gesundheitliche Folgen erlitten wurden, die teilweise nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Olsons Geschichte erinnert eindringlich daran, wie wichtig Sorgfalt und richtige Diagnose in der Medizin sind. Sie unterstreicht auch die Notwendigkeit, Patienten über ihre Rechte zu informieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, gegen medizinische Fehler vorzugehen.