
Nach den Vorfällen in der Silvesternacht 2024, die bundesweit zahlreiche Verletzte zur Folge hatten, wächst die Unterstützung für ein bundesweites Böllerverbot in Deutschland. Fast zwei Millionen Menschen haben in zwei Petitionen für diese Maßnahme unterschrieben. Vertreter der Deutschen Umwelthilfe und der Gewerkschaft der Polizei (GdP) überreichten die Petitionen mit insgesamt 1,9 Millionen Stimmen an das Bundesinnenministerium. Diese Initiative zeigt deutlich, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung um eine sicherere und schadstoffärmere Neujahrsfeier bemüht ist. Remszeitung berichtet, dass das Ministerium die Petitionen in die Diskussion und Prüfung des Sprengstoffrechts einbeziehen will.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat sich jedoch gegen ein generelles Böllerverbot ausgesprochen. Sie argumentierte, dass bereits jetzt den Ländern die Möglichkeit zusteht, Böllerverbotszonen auszuweisen. Faeser wünscht sich zudem eine Erweiterung dieser Kompetenzen, die jedoch eine Mehrheit im Bundesrat erfordert. Zudem forderte sie mehr Handlungsspielräume für die Kommunen, um lokale Feuerwerksverbotszonen effektiver festlegen zu können. Der Berliner Kurier berichtet, dass auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gegen ein bundesweites Verbot ist und eine mögliche Einschränkung als „irgendwie komisch“ bezeichnete.
Die Folgen der Silvesternacht
Die Silvesternacht brachte nicht nur eine hohe Zahl an Verletzten mit sich, sondern auch Tragödien. Mindestens fünf Menschen starben bundesweit durch Feuerwerkskörper, und in Berlin wurde ein siebenjähriger Junge schwer verletzt, nachdem Unbekannte eine Kugelbombe in eine Menschenmenge warfen. Insgesamt gab es allein in Berlin 363 Verletzte. Die Polizei-Gewerkschaft betont die Notwendigkeit eines bundesweiten Böllerverbots, um sowohl die Bevölkerung als auch die Polizei vor weiteren Gewalttaten und Verletzungen durch Pyrotechnik zu schützen.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, verwies auf die immensen Schäden und Verletzungen, die durch Böller verursacht werden. Brisant ergänzt, dass Feuerwehr, Polizei, Umweltverbände und Ärzte ein dauerhaftes Böllerverbot fordern, um Mensch, Tier und Umwelt vor Lärm, Müll und Feinstaub zu schützen.
Unterschiedliche Meinungen auf kommunaler Ebene
Auf kommunaler Ebene gibt es gemischte Reaktionen zu einem bundesweiten Böllerverbot. André Berghegger (CDU), Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, fordert Aufklärung und Prävention anstelle eines Verbots. Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, hingegen verlangt mehr Kompetenzen für Städte im Umgang mit Pyrotechnik. Auch die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) strebt an, Berlin zur Böllerverbotszone zu erklären.
Der Bundesverband Pyrotechnik spricht sich gegen ein Verbot aus und argumentiert, dass eine solche Maßnahme vor der eigenen Haustür kaum die Krankenhäuser entlaste. Er weist darauf hin, dass viele der Verletzungen in Notaufnahmen oft durch Alkoholkonsum und Konflikte verursacht werden, nicht durch die Feuerwerkskörper selbst.
Insgesamt deutet sich an, dass das Thema Böllerverbot in Deutschland äußerst umstritten ist. Während die Unterstützung in der Bevölkerung wächst, halten sich die politischen Entscheidungsträger an ihren bisherigen Positionen fest und zeigen Skepsis gegenüber einer völligen Verbotsregelung.