
Am heutigen Dreikönigstag, dem 6. Januar 2025, fand in Bremen die traditionelle Eiswettprobe am Sielwallanleger statt. Trotz strömenden Regens und einer Lufttemperatur von elf Grad Celsius versammelten sich hunderte Schaulustige, um das Spektakel am Weserufer zu beobachten. Die bis zu diesem Zeitpunkt unklare Frage lautete: Steht die Weser (ist sie zugefroren) oder geht sie (ist sie nicht zugefroren)?
Die Eiswettprobe wird seit 1829 durchgeführt und hat ihren Ursprung in einem Wettspiel unter Bremer Kaufleuten. Besonders bemerkenswert ist, dass die Veranstaltung seit 1928 am Dreikönigstag stattfindet und in diesem Rahmen Spenden für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gesammelt werden. Diesmal konnte das Publikum erleben, wie Schneider Peter Lüchinger mit einem Bügeleisen in der Hand, umgeben von einer mit Sand gefüllten Schubkarre, die Weser überquerte. Seinen Auftritt krönte Lüchinger mit einer gelben Warnweste, was für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgte.
Eine Veranstaltung mit politischem Touch
Der Auftritt des Schneiders beinhaltete nicht nur die Überprüfung der Wasseroberfläche; auch gesellschaftliche Themen wurden angesprochen. Lüchinger thematisierte den Sanierungsbedarf von Brücken, Schulen und Straßen in Bremen. Die Veranstaltung sieht in ihren Redebeiträgen auch immer wieder Kritik an der Bundes- und Landespolitik vor.
Die Organisation der Eiswette spiegelt einen hohen gesellschaftlichen Anspruch wider. Der Eiswettpräsident Patrick Wendisch und andere traditionelle Teilnehmer wie Notarius und Medicus leiteten die Veranstaltung, während die Heiligen Drei Könige eine feierliche Note hinzufügten. Interessant ist, dass das Präsidium und die Teilnehmer traditionell männlich sind. Erst seit 2020 dürfen auch Frauen am Eiswettfest teilnehmen.
Ausblick auf das Eiswettfest
Für viele ist die Eiswette jedoch nur ein Vorgeschmack auf das kommende Eiswettfest, das am 18. Januar im Congress Centrum Bremen stattfinden wird. Bei diesem Fest können bis zu 800 Teilnehmer ein mehrgängiges Kohl- und Pinkel-Essen genießen, während sie zusätzlich zur Unterhaltung auch Geld für die Seenotretter sammeln. Im letzten Jahr wurde eine Rekordsumme von circa 576.000 Euro gesammelt.
In der Historie der Eiswette ist die letzte vollständige Eisdecke auf der Weser im Winter 1946/47 registriert. Diese Tatsache ist für die Teilnehmer und Zuschauer besonders faszinierend. Inmitten der festlichen Atmosphäre, die die Eiswetttradition seit fast 200 Jahren prägt, spiegelt sich das Engagement der Bremer für ihre Tradition und die Unterstützung der Seenotretter wider. Die Eiswette ist somit nicht nur ein kurzes Vergnügen, sondern ein fest verankertes Ereignis in der Bremer Kultur.
Die Eiswettprobe ist mittlerweile ein echtes Stück Bremer Identität und lockt trotz widriger Umstände immer wieder Menschen in die Stadt. Ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie Tradition und Gemeinschaft auch in stürmischen Zeiten Bestand haben können.
Interessierte können sich weiter über die Attraktionen der Veranstaltung unter den Links Weser Kurier, Kreiszeitung und Buten un Binnen informieren.